Der „Maestro“verlässt den Platz
Nach dem Laver-Cup stellt Roger Federer den Schläger ins Eck.
Talent, sagt man, ist gottgegeben. Roger Federer, Sohn einer Südafrikanerin und eines Schweizers, muss beim Ausschütten des Füllhorns offensichtlich günstig gestanden sein. Der gebürtige Basler schien mitunter im wahrsten Sinne des Wortes übermenschlich; oder sagen wir: entrückt. Die Leichtigkeit seines Seins, die Verve, mit der er den Tennisschläger schwang und seinen Sport damit praktisch zur Kunstform erhob, war und ist einzigartig.
Gepaart mit seinem Äußeren und seinem Naturell wuchs aus einem, der nie als „Wunderkind“bekannt war, ein Fixstern der Sportwelt. Mit 17 schaffte er den Sprung ins Profitennis, damals mitunter noch als „Zornbinkerl“, wie man auf raren Videos sieht. Bis Federer sich selbst läuterte, vom Saulus zum Paulus wurde. Beschloss, dass er sein Benehmen nicht in der Garderobe ließ, sondern mit auf den Platz nahm.
Federer wurde zum „Sir“des Platzes; immer fair, ohne Allüren, ohne Skandale. Diese Eigenschaft, gepaart mit dem multinationalen Familien-Hintergrund, der Vielsprachigkeit und zuallererst den bis dahin nie da gewesenen Erfolgen machten ihn zur Ikone; dazu trug natürlich auch seine Management-Agentur IMG bei. Federer wurde weltweit zum gefragten Werbepartner, ist laut „Forbes“der bestverdienende Sportler der Welt. Seine Kunst war, dass er zudem 19 Mal (!) in Folge auch zum beliebtesten Tennisspieler der Welt gewählt wurde, dazu fünf Mal zum Weltsportler des Jahres erkoren wurde; mehr als jeder andere. Dazu kam das Privatleben mit Ehefrau Mirka, selbst ein Tennisprofi. Sie managt die Familie – das Paar hat zwei Zwillingspaare – und auch Roger, gewissermaßen. Sie war bei einer Vielzahl seiner 20 Grand-Slam-Erfolge, seiner acht Wimbledonsiege, seiner 237 Wochen an der Spitze der Tenniswelt an seiner Seite. Nun folgt ein neuer Abschnitt. Nach zwei Knieoperationen wird Federer nach dem – von ihm und seinem Management erfundenen – Laver-Cup aufhören. Der Größte aller Zeiten, das wird er bleiben.