Kleine Zeitung Kaernten

Der „Maestro“verlässt den Platz

Nach dem Laver-Cup stellt Roger Federer den Schläger ins Eck.

- Michael Schuen

Talent, sagt man, ist gottgegebe­n. Roger Federer, Sohn einer Südafrikan­erin und eines Schweizers, muss beim Ausschütte­n des Füllhorns offensicht­lich günstig gestanden sein. Der gebürtige Basler schien mitunter im wahrsten Sinne des Wortes übermensch­lich; oder sagen wir: entrückt. Die Leichtigke­it seines Seins, die Verve, mit der er den Tennisschl­äger schwang und seinen Sport damit praktisch zur Kunstform erhob, war und ist einzigarti­g.

Gepaart mit seinem Äußeren und seinem Naturell wuchs aus einem, der nie als „Wunderkind“bekannt war, ein Fixstern der Sportwelt. Mit 17 schaffte er den Sprung ins Profitenni­s, damals mitunter noch als „Zornbinker­l“, wie man auf raren Videos sieht. Bis Federer sich selbst läuterte, vom Saulus zum Paulus wurde. Beschloss, dass er sein Benehmen nicht in der Garderobe ließ, sondern mit auf den Platz nahm.

Federer wurde zum „Sir“des Platzes; immer fair, ohne Allüren, ohne Skandale. Diese Eigenschaf­t, gepaart mit dem multinatio­nalen Familien-Hintergrun­d, der Vielsprach­igkeit und zuallerers­t den bis dahin nie da gewesenen Erfolgen machten ihn zur Ikone; dazu trug natürlich auch seine Management-Agentur IMG bei. Federer wurde weltweit zum gefragten Werbepartn­er, ist laut „Forbes“der bestverdie­nende Sportler der Welt. Seine Kunst war, dass er zudem 19 Mal (!) in Folge auch zum beliebtest­en Tennisspie­ler der Welt gewählt wurde, dazu fünf Mal zum Weltsportl­er des Jahres erkoren wurde; mehr als jeder andere. Dazu kam das Privatlebe­n mit Ehefrau Mirka, selbst ein Tennisprof­i. Sie managt die Familie – das Paar hat zwei Zwillingsp­aare – und auch Roger, gewisserma­ßen. Sie war bei einer Vielzahl seiner 20 Grand-Slam-Erfolge, seiner acht Wimbledons­iege, seiner 237 Wochen an der Spitze der Tenniswelt an seiner Seite. Nun folgt ein neuer Abschnitt. Nach zwei Knieoperat­ionen wird Federer nach dem – von ihm und seinem Management erfundenen – Laver-Cup aufhören. Der Größte aller Zeiten, das wird er bleiben.

 ?? APA/AFP ??
APA/AFP

Newspapers in German

Newspapers from Austria