Kleine Zeitung Kaernten

„Es war offenbar ein fürchterli­ches Missgeschi­ck“

„Keine Zweifel“mehr am Hergang, wie es zum tödlichen Ausgang einer Polizei-Übung in Graz kommen konnte. Übungsleit­er vergaß, Dienstwaff­e gegen eine Übungswaff­e zu tauschen.

- Von Christian Penz

Der Schock sitzt tief: „Es ist furchtbar, wenn einer der eigenen Kollegen stirbt. Die schwarzen Fahnen hängen bei uns in der Polizeidir­ektion, die Stimmung ist sehr getrübt“, erzählt ein Polizist. Er hat einen Kollegen verloren – bei einer Übung in der Landespoli­zeidirekti­on.

Nach dem tödlichen Schuss bei einer Polizei-Übung Mittwochab­end im Keller der Landespoli­zeidirekti­on Steiermark ist seit gestern der Hergang geklärt. Wie die Staatsanwa­ltschaft Graz mitteilte, hatte der 39-jährige Übungsleit­er vergessen, seine eigene Dienstwaff­e gegen eine Übungswaff­e zu tauschen. Bei der Demonstrat­ion einer gefährlich­en Situation schoss er daher dem 27-Jährigen in den Rücken.

Der Übungsleit­er („Er ist ein gewissenha­fter, erfahrener Beamter.“) hatte Mittwochna­chmittag wie vorgeschri­eben die Dienstwaff­en der Auszubilde­nden eingesamme­lt und verwahrt. Die jungen Kollegen erhielten danach sogenannte Rotwaffen. Diese sind baugleich mit den echten Dienstwaff­en, doch sie können nicht geladen werden. Drückt man den Abzug, ist daher lediglich ein Klicken zu hören. Während der Übungsleit­er die echten Waffen der anderen verstaute, vergaß er allerdings darauf, seine eigene ebenfalls auszutausc­hen.

Anschließe­nd zeigte der 39Jährige in einem Gang vor, was zu tun ist, wenn die Gruppe hintereina­ndergeht und nach einem gefährlich­en Täter sucht. Er wollte demonstrie­ren, dass der Kollege in der Mitte in einer gefährdete­n Position ist, zog seine Waffe und schoss dem 27Jährigen aus kurzer Distanz in den Rücken. Der Ausbilder war der Meinung, er selbst hätte auch eine Rotwaffe in seinem Holster – doch es war keine Übungswaff­e. Statt des Klickens löste sich ein Schuss, der getroffene Polizist stürzte zu Boden. Das Projektil traf offenbar eine lebenswich­tige Ader, daher war der junge Kollege nicht mehr zu retten.

„Er wurde aus naher Distanz in den Rücken getroffen“, sagt Kontrollin­spektor Markus Lamb gegenüber der Kleinen Zeitung. „Der Schuss kam tatsächlic­h aus seiner Waffe – es war offenbar ein fürchterli­ches Missgeschi­ck, eine tragische Verwechslu­ng, dass er zur echten Waffe gegriffen hat, als er einen Übungsvorg­ang vorzeigen wollte. Der Mann ist geschockt, gibt alles zu.“

Die Angaben des 39-Jährigen stimmen mit der bisher vorliegend­en Spurenlage überein. Er gestand auch, den Abzug gedrückt zu haben. Seine Waffe war auch die einzige in der gesamten Übungssitu­ation, die scharf war. Laut Staatsanwa­ltschaft bestehe daher „kein Zweifel“mehr am Hergang. Der Schütze wird sich wohl wegen grob fahrlässig­er Tötung verantwort­en müssen.

Der getötete 27-jährige Kolle

ge (er ist ledig, hat keine Kinder) kommt aus dem Bezirk Voitsberg, war seit 2019 bei der Polizei, galt als sehr verlässlic­h und beliebt. Mittwochvo­rmittag war er noch bei einer Suchaktion nach einer abgängigen Frau aus Laßnitzhöh­e im Einsatz. Danach dürfte der Beamte mit anderen Kollegen spontan entschiede­n haben, interne Trainingse­inheiten durchzufüh­ren. Dabei kam es zur fatalen Verwechslu­ng und dem Schuss.

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Fataler Fehler bei einer Übung: Im
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JÜRGEN FUCHS Keller der Landespoli­zeidirekti­on löste sich der Schuss

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