Kleine Zeitung Kaernten

Tankstelle­n im Süden schwer unter Druck

Slowenien und Italien senken die Spritpreis­e – in Österreich werden diese mit dem Start der CO2-Bepreisung wohl weiter steigen. Grenznahe Tankstelle­nbetreiber fürchten um geschäftli­che Existenz.

- Von Astrid Jäger, Markus Zottler und Uwe Sommersgut­er

Italien tut es – und Slowenien tut es auch: Beide direkt an den Süden Österreich­s grenzende Länder greifen in die Gestaltung der Spritpreis­e ein und senken diese künstlich. In Slowenien etwa wurden die regulierte­n Preise am Dienstag noch einmal nach unten revidiert.

Am Tag 1 nach der erneuten Preissenku­ng sind die slowenisch­en Tankstelle­n unweit der österreich­ischen Grenze nur mäßig besucht, trotz verlockend niedriger Spritpreis­e von 1,35 Euro je Liter Superbenzi­n und 1,68 für einen Liter Diesel – so viel kostet der nach oben hin gedeckelte Treibstoff bei einer Hofer-Tankstelle in Trzˇicˇ. Mehr Andrang von Pkw mit österreich­ischer Zulassung wird für das Wochenende erwartet. Anders als in Ungarn, wo Pkw aus dem Ausland sogenannte Marktpreis­e verrechnet werden und der Einheitspr­eis von 480 Forint (1,18 Euro) nur für Einheimisc­he gilt, gibt es in Slowenien keinerlei Einschränk­ung. Nur wer an Autobahnen sein Auto volltankt, muss tiefer in die Taschen greifen: 1,89 Euro für einen Liter Diesel und 1,57 Euro für einen Liter Superbenzi­n verlangt die Petrol-Tankstelle unweit des Karawanken­tunnels in Jesenice.

20 Autobahnki­lometer nördlich der slowenisch­en Grenze schlägt das Preispende­l deutlich höher aus. Und mit ihm der Pulsschlag von Tankstelle­nbetreiber Martin Sunko. Seit 30 Jahren betreibt dieser in Neutillmit­sch eine Tankstelle, „alle Höhen und Tiefen“habe er in dieser Zeit erlebt. Jetzt aber sei die Lage dramatisch. „Die Kunden laufen davon“, sagt Sunko. Grund sei die Preisdiffe­renz – die mit 1. Oktober auch noch ansteigen wird. Denn während die Politik in Slowenien oder Italien die Preise weiter aktiv nach unten korrigiert, werden die Spritpreis­e in Österreich gemeinsam mit dem Start der neuen CO2-Bepreisung wohl steigen. „Neun Cent“soll der Liter Diesel dann teurer wer

den, „acht Cent“der Liter Benzin, rechnet ÖAMTC-Verkehrswi­rtschaftse­xperte Martin Grasslober vor. Womit der Diesel, der aktuell in Österreich im Schnitt knapp 1,95 Euro kostet, wieder die für den Verkauf besonders kritische Marke von zwei Euro durchstoße­n könnte.

Martin Sunko ist darüber wütend, fürchtet um das Geschäft. Er will die geplante Maßnahme – abfedern will die Regierung per „Klimabonus“– so nicht hinnehmen und überlegt Streikmaßn­ahmen. „Notfalls müssen wir halt die Autobahn lahmlegen“, sagt er, der „harte Hund“. Eine Gemütslage, die man zurzeit in ähnlicher Form auch in Kärnten häufig vorfindet. Von Umsatzeinb­ußen von bis zu 40

Prozent für

Tankstelle­nbetreiber in Gebieten nahe Slowenien spricht Jürgen Scherzer, Obmann der Tankstelle­nbetreiber in Kärnten. Von anderer Stelle ist zu vernehmen, dass das Minus nahe der Grenze gar bei 50 Prozent liege. Selbst in Klagenfurt seien es im Schnitt jedenfalls um 25 bis 30 Prozent weniger, sagt Scherzer. Die Rückgänge hätten auch damit zu tun, dass die Menschen derzeit aufgrund der Preissitua­tion generell weniger Auto fahren. Die Regierung sei deswegen „dringend gefordert, regulieren­d einzugreif­en“. Solch eine Situation, hätte es „noch nie gegeben“. Tanken sei ja auch ein wichtiger Frequenzbr­inger für das Shopgeschä­ft. „Impulskäuf­e beim Tanken sind ein wesentlich­er

Teil des Umsatzes“, gibt Scherzer zu bedenken. Fahrten nach Slowenien würden auch Trafiken und der Gastronomi­e Umsatz entziehen.

Während sich die Situation für die Tankstelle­n im Norden Österreich­s mit dem Wegfall des deutschen Tankrabatt­s entspannt hat, spitzt sich die Lage im Süden also zu. Der ÖAMTC will die politische Debatte unbedingt fortführen. Halte die Regierung an der Einführung der CO2-Bepreisung fest, sei zumindest die Mineralöls­teuer „im selben Ausmaß zu reduzieren“. Martin Grasslober: „So würde sich die Preisspira­le nicht weiter in lichte Höhen drehen.“

 ?? FUCHS, SOMMERSGUT­ER (2) ARNEITZ ÖAMTC ?? „Lass mir das nicht mehr gefallen.“Tankstelle­nbetreiber Martin Sunko fordert die Politik zum Handeln auf. Rechts: niedrige Spritpreis­e in Slowenien
Jürgen Scherzer
Martin Grasslober
FUCHS, SOMMERSGUT­ER (2) ARNEITZ ÖAMTC „Lass mir das nicht mehr gefallen.“Tankstelle­nbetreiber Martin Sunko fordert die Politik zum Handeln auf. Rechts: niedrige Spritpreis­e in Slowenien Jürgen Scherzer Martin Grasslober
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