Die Bälle der Politik finden in der OMV kein Spielfeld
Die OMV für politische Zwecke benutzen zu wollen, hat gerade Hochkonjunktur. Wie Alfred Stern gegensteuert.
Wünsche nach Gas-Fracking in Niederösterreich, das pointierte auf den Prüfstand-Stellen der Konzernstrategie 2030 im ÖBAGAufsichtsrat oder die niederösterreichische Bauern-Kritik am baldigen Verkauf der Borealis-Düngersparte: Es gibt derzeit viele Ansinnen, die der OMV insbesondere aus ÖVPKreisen angetragen werden.
Alfred Stern äußert sich dazu niemals politisch, immer nur fachlich. Angesichts der jüngsten Debatte wirkt er am Donnerstag im Gespräch mit Journalisten aber doch irritiert. Tags zuvor hatte der niederösterreichische Bauernbund gefordert, die Staatsholding ÖBAG möge den im Juni paktierten Verkauf der Linzer Düngemittelsparte an die tschechische Agrofert-Gruppe verhindern. Das Argument der Niederösterreicher: Der Deal gefährde Österreichs Versorgungssicherheit mit Dünger und dem Diesel-Zusatz AdBlue. Agrofert hatte kürzlich die Produktion an einem ostdeutschen Standort erst eingestellt und das wieder teilweise rückgängig gemacht. Stickstoffdünger sei ein globales Handelsgut, betont Stern. Österreich nicht als Teil des europäischen oder globalen Marktes zu verstehen, sei unrealistisch. Stern: „Ich kann nicht sehen, wie Österreich mit einem solchen Gedankengebilde erfolgreich sein kann.“Oberösterreich habe mit dem Deal kein Problem. Stern erwartet durch den Verkauf sogar eine Stärkung des Standortes, „eine Chance“. Anders mache der Preis von 810 Millionen Euro für
Agrofert keinen Sinn.
Bei der Raffinerie
Schwechat stehen die
Zeichen dagegen auf Entspannung. Sie fährt nach dem Unfall im Frühjahr Mitte Oktober wieder ihre Kapazitäten hoch. Die Ersatz-Versorgung bleibt vorerst aufrecht zum Lager-Auffüllen.
Die Strategie 2030, Basis für die langfristige Abkehr von Öl und Gas, steht für Stern angesichts des Klimawandels außer Streit. Er vergleicht die aktuelle Lage mit einem Unfall, den man auf der Autobahn sieht: „Auf den müssen wir reagieren, aber das ändert nichts am Ziel.“Man dürfe nicht in Sackgassen landen. Fracking wolle niemand vor der Tür haben. Im
Gegenteil könnte die Strategie sogar eher nachgeschärft werden. Stern erwartet immer dramatischere Klimaereignisse. „Wir könnten gerade den kühlsten Sommer der kommenden 30 Jahre erlebt haben.“Im Zukunftsfeld Geothermie, bei dem Erdwärme genutzt wird, könnten die Ausbaupläne noch beschleunigt werden, stellt Stern in Aussicht.
Die Gasversorgung beurteilt er wegen der 70 Prozent vollen Speicher in Österreich als sicher. „Damit sollten wir gut über den Winter kommen.“Die OMVSpeicher sind zu 93 Prozent voll. 1,5 Milliarden Euro, der gesamte Cashflow des zweiten Quartals, flossen da hinein.
Angesichts solch enormer Beträge hält Stern wenig von dem EU-Kommissionsvorschlag, 33 Prozent der Gewinne abzuschöpfen, die über dem Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2021 liegen. Stern: „Das waren die Coronajahre mit einem Ölpreis teilweise unter 25 Dollar und Gaspreisen von unter zehn Euro pro Megawattstunde.“