Haaland zaubert, Potter nicht
Von Erling Haaland schwärmt die Insel. Von Chelsea auch unter Graham Potter niemand.
Bis zur Minute 84 hielt sich Erling Haaland in Manchester gegen seinen früheren Arbeitgeber Borussia Dortmund vornehm zurück. Dann ließ er seine Genialität aber aufblitzen. Kein Druck von Dortmund, Joao Cancelo zaubert den Ball mit dem Außenrist in Richtung Haaland. Die Erfahrung zeigt: In die Richtung des Norwegers reicht in der Regel auch. Haaland schraubte sich in die Luft und befördert den Ball mit einem Kung-Fu-Tritt ins Tor. Unnachahmlich, Weltklasse. Ein Tor, dass man sich aktuell so nur von Zlatan Ibrahimovic vorstellen könnte. Und nun eben von Haaland.
„Oh mein Gott“, entfuhr es City-Trainer Pep Guardiola, als er das Tor erstmals auf dem Bildschirm sah. So etwas, gab Guardiola zu Protokoll, habe er noch nie gesehen. Und Guardiola hat die besten Stürmer der
Welt trainiert. Auch Ibrahimovic. Und dann fiel es dem CityTrainer doch ein: Einmal, am 22. Dezember 1973, hat er so einen Treffer schon einmal gesehen. Erzielt von Johan Cruyff. Gegen Atletico Madrid traf Cruyff für Barcelona, erinnert sich Guardiola, der bei Barcelona selbst unter Cruyff spielte. „Wer mich kennt, weiß, welchen Einfluss er auf mich hat. Als Person, als
Mentor und als Trainer.“Und jetzt vergleicht Guardiola seinen Schützling Haaland mit seinem Mentor. Mehr Lob geht gar nicht.
Auf der Insel kommen sie aus dem Schwärmen nicht mehr raus. 13 Tore hat Haaland in neun Pflichtspielen für die Citizens erzielt. Nach dem 2:1 gegen Dortmund genoss er den Jubel der Fans, drehte alleine eine Ehrenrunde. „Wer schreibt eigentlich die Drehbücher für diesen Typen?“, fragte die „Sun“heute.
So euphorisch fand die Berichterstattung in England über Chelsea nicht statt. Von einer „schockierenden Verteidigung“schrieb die „Sun“. „Noch keine Magie“, urteilte der „Daily Star“in Anlehnung auf den Nachnamen des neuen Chelsea-Trainers Graham Potter. Zauberer ist aber Matthias Jaissle auch keiner. Und doch dürfte der
Salzburg-Trainer einen Zaubertrank für seine Spieler haben. Noah Okafor und Co wuchsen wieder über sich hinaus. Die Salzburger haben nach dem 1:1 gegen AC Milan auch dem FC Chelsea einen Punkt abgeluchst. Beide Male hatte Okafor getroffen.
Die Salzburger litten gegen Chelsea, hatten nur knapp 30 Prozent Ballbesitz und mussten
sich ständig der Angriffe der Blues erwehren. „Wir haben gegen zwei Weltklasseteams Punkte geholt. Das ist richtig cool“, jubelt Jaissle.
Für Sportchef Christoph Freund war das 1:1 gegen Chelsea „ganz vorne mit dabei in der Rangliste der Highlight-Spiele“. Britische Medien berichten, dass Chelsea großes Interesse an Freund habe. Im Austausch wäre man gewesen, auch weil Chelsea Interesse an Benjamin Sesko gehabt habe. Via Sky vermied Freund ein klares Bekenntnis zu den Salzburgern. „Chelsea ist gerade ein riesiger Verein im Umbruch. Was die nächsten Wochen und Monate passiert, kann ich nicht genau sagen.“Chelsea will jedenfalls schnell Nägel mit Köpfen machen.