Der Rückkehrer,der das Land retten will
Linkskandidat tritt zum sechsten Mal an und will die Demokratie zurückbringen.
Er ist wieder da, als sei er nie fort gewesen. Die Stimme von Luiz Inácio „Lula“da Silva ist noch ein Stück rauer geworden, der Bart ein bisschen weißer, aber er redet sich fast immer noch bei jedem Wahlkampfauftritt so in Rage wie als Gewerkschafter oder Brasiliens Staatschef. Geblieben ist das rhetorische Talent, mit dem er die Menschen für sich gewinnt. Geblieben sind die kräftigen Arbeiterhände und das ungeschliffene, volksnahe Portugiesisch. Lula wird bald 77 Jahre alt. Man merkt ihm die Anstrengung bisweilen an, wenn er schwitzt und mit rotem Kopf redet.
Auf seinen Wahlkampfreisen wirkt der linke Kandidat wie ein Wanderprediger mit messianischem Eifer. Er will sein Land retten, die Menschen bekehren, die vorhaben, für den autoritären Amtsinhaber Jair Bolsonaro zu stimmen. Lula, der Brasilien von 2003 bis 2011 regierte, wirkt bei aller berechtigter Kritik wie ein demokratischer Gegenentwurf zum Amtsinhaber. Er verspricht „die größte friedliche Revolution, die Brasilien
je gesehen hat“. Lange hat der Politiker, der als die linke Ikone Lateinamerikas gilt, gezögert, ob er sich dieser Aufgabe stellen soll. Das Alter, persönliche Schicksalsschläge wie der Tod seiner Frau Letizia 2017 und eineinhalb Jahre im Gefängnis bis November 2019 wegen Vorteilsnahme haben ihn gezeichnet. Das Fehlen annähernd aussichtsreicher Kandidaten in seiner Arbeiterpartei PT machte seine Kandidatur unausweichlich. Die Haft war Folge einer Verurteilung zu zwölf Jahren Haft wegen Korruption und Geldwäsche. Doch das Oberste Gericht hob das Urteil wegen Verfahrensfehlern und Befangenheit eines Richters auf. Da Silva erhielt seine politischen Rechte zurück. Tatsächlich blühte in seinen Amtszeiten Bestechlichkeit in der ohnehin korrupten brasilianischen Politik – persönliche Bereicherung konnte ihm indes nie nachgewiesen werden.
Dennoch hat Lula Figuren wie den Bauunternehmer Marcelo Odebrecht groß gemacht, der seinem Unternehmen in ganz Lateinamerika Projekte über Bestechung sicherte. Auch war Lula immer ein Freund von Megaprojekten im Infrastrukturausbau. Umweltthemen, Nachhaltigkeit und Gender-Fragen waren nicht sein Feld. Lula 2.0 hat zumindest sein Wahlprogramm modernisiert und wirkt heute wie der Retter von Demokratie und Klimaschutz.
Ichbinmirsicher, dass wir die größte friedliche Revolution machen können, die die Welt je gesehen hat. „Lula“da Silva Präsidentschaftskandidat