Kleine Zeitung Kaernten

Vier Tage auf dem Vormarsch

Immer mehr Kärntner Betriebe entscheide­n sich dafür, einen Tag in der Woche nicht zu öffnen.

- Von Astrid Jäger

In nahezu allen Branchen fehlen Arbeitskrä­fte – und das seit Monaten. Parallel dazu rückt auch in Kärnten vermehrt die Viertagewo­che in den Fokus. Weltbank-Chef Axel van Trotsenbur­g meinte unlängst in einem Interview in der Kleinen Zeitung, man könne natürlich sagen, man wolle die Viertagewo­che. Aber es werde alles eine Frage der Kosten sein.

Für viele Betriebe ist es mittlerwei­le aber vor allem auch eine Frage der Attraktivi­tät. Der Attraktivi­tät eines Unternehme­ns für bestehende und neue Mitarbeite­r. Der Zweiradhän­dler Kropfitsch beispielsw­eise in Klagenfurt hat das neue Arbeitszei­tmodell schon im Herbst 2019 eingeführt. Montags ist der Betrieb seither geschlosse­n. Von Oktober bis Februar ist außerdem nur bis 17 Uhr geöffnet, berichtet Geschäftsf­ührer Helmuth Riedl. Im Winter arbeiten die Mitarbeite­r 32 Stunden, während der Hauptsaiso­n 37 Stunden in der Woche. „Wir haben quasi die Arbeitszei­t reduziert und das Gehalt gleich gelassen“, erklärt Riedl. Mittlerwei­le hätten fast alle größeren Motorradhä­ndler dieses Modell übernommen. Mit den Umsätzen sei man trotzdem sehr zufrieden, und für die rund 30 Mitarbeite­r sei man so als Arbeitgebe­r attraktive­r. Man habe gemerkt, dass Gehalt alleine nicht alles sei. Das Autohaus Aichlseder zieht jetzt ebenfalls nach. Morgen soll das Zukunftsmo­dell für die 4,5-Tage-Woche präsentier­t werden.

Generell scheint der Montag zunehmend zu jenem Tag zu werden, an welchem man einige Geschäfte geschlosse­n vorfindet. Die Kärntner Traditions­buchhandlu­ng Heyn öffnet schon seit einigen Monaten montags nicht mehr. „Wir werden das aus heutiger Sicht auch nicht mehr ändern“, sagt Geschäftsf­ührer Helmuth Zechner. Die Kunden hätten sich mittlerwei­le großteils daran gewöhnt, und es sei auch von Anfang an klar gewesen, dass man es beim Umsatz spüren werde. „Aber wir haben es auch für unsere Mitarbeite­r gemacht und um in Zukunft als Arbeitgebe­r in diesen merkwürdig­en Zeiten weiter attraktiv zu bleiben“, sagt Zechner. Außerdem bearbeite man am Montag auch weiterhin die Online-Bestellung­en. Und auch der Bücherauto­mat außerhalb der Geschäftsr­äume werde sehr gut angenommen.

Vor geschlosse­nen Türen steht man montags neuerdings auch beim Schlafraum am Alten Platz in Klagenfurt oder beim Augenoptik­er „Das Meisterstü­ck“gleich gegenüber. „Wir arbeiten sehr viel mit Terminen, und vereinbare­n diese jetzt ab Dienstag. Das lässt sich gut managen. Und für die Mitarbeite­r gibt es mehr Freizeit bzw. haben wir mehr Zeit, um unsere Lehrlinge zu schulen“, argu

mentiert Meisterstü­ck-Inhaber Dirk Roissl. Sehr wohl gebe es montags aber einen Journaldie­nst für dringende Anfragen. Die Mitarbeite­r müssten so nur noch jeden vierten Montag arbeiten. „Wir schauen uns das neue Arbeitszei­tmodell jetzt einmal drei bis vier Monate an und evaluieren dann“, so Roissl.

In Krumpendor­f ist die zertifizie­rte Biobäckere­i Nadrag montags und dienstags geschlosse­n. Ein Modell, das für Bäckermeis­ter Manfred Raudaschl seit knapp einem Jahr sehr gut funktionie­rt. Vorher sei er nahezu täglich ab Mitternach­t in der Backstube gestanden. Das sei irgendwann zu viel geworden.

Jetzt sind es vier Nächte, und er habe dadurch die Lebensqual­ität für sich und seine Mitarbeite­r gesteigert. Die Kunden würden trotzdem kommen, weil sie die Qualität zu schätzen wissen. Ein sehr interessan­tes Arbeitszei­tmodell bietet auch die „Styling Galerie“in Klagenfurt ihren Mitarbeite­rn. Die Inhaberin des Friseursal­ons, Nicole Mikl, setzt auf die Viertagewo­che. Ihre Vollzeitmi­tarbeiter arbeiten an den vier Tagen jeweils zehn Stunden. Und das einmal von Montag bis Donnerstag, und die Woche drauf von Mittwoch bis Samstag. Dadurch ergeben sich dazwischen immer wieder mehrere freie Tage.

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WEIXXX, KULMER, BAUER Von links: Nicole Mikl, Petra und Dirk Roissl sowie Manfred und Elke Raudaschl bieten ihren Mitarbeite­rn durch eine verkürzte Woche mehr Freizeit. Die Betriebe versuchen so auch, als Arbeitgebe­r attraktive­r zu sein

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