Bargeld oder Karte? „Wahlfreiheit erhalten“
Gottfried Haber, Vize-Gouverneur der Österreichischen Nationalbank, diskutierte bei der Kleinen Zeitung zum Thema Euro und Zinsen.
Die Zukunft des Euro war diese Woche in den Räumlichkeiten der Kleinen Zeitung in Klagenfurt Thema. Im Rahmen einer Veranstaltung in Kooperation mit der Österreichischen Nationalbank, welche aktuell eine Tour zu dem Thema durch Österreich macht. Diskutieren konnte das interessierte Publikum mit dem Vize-Gouverneur der Nationalbank, Gottfried Haber.
„Wird uns der Euroschein in Zukunft aus der Hand genommen und die Barzahlung abgeschafft?“, so eine der besorgten Fragen aus dem Publikum. Vor allem in Österreich würde dies wohl auf Unmut stoßen. Die Bargeldzahlung war hier auch während der Pandemie auf Platz eins. Kontaktloses Zahlen hat zwar zugenommen, konnte aber das gute alte Bargeld nicht überholen. Auch die Besucher der Veranstaltung, die über einen QR-Code mittels Handy zu der Frage abstimmen konnten, womit sie bevorzugt bezahlen, klickten zu 60 Prozent auf „eher mit Bargeld“.
„Der Bargeldumlauf und vor allem die Wahlfreiheit, ob bar oder mit Karte gezahlt wird, muss aufrechtbleiben“, erklärte Haber. Die Abschaffung der Euroscheine und -münzen sei auch nicht so einfach zu beschließen. So ein Beschluss brauche Einstimmigkeit unter allen Mitgliedsstaaten der EU.
Warum die Europäische Zentralbank den Leitzinssatz nicht sofort deutlich erhöht habe, wollte eine Frau aus dem Publikum wissen. „Weil eine rasante Erhöhung des Zinssatzes der Wirtschaft wieder einen Dämpfer geben würde“, erläuterte Haber. Eine rasante Inflationserhöhung wie derzeit, die durch eine Kombination von Coronakrise, Ukraine-Krieg und steigenden Energiepreisen noch verschlimmert werde, sei in den Prognosen in diesem Ausmaß nicht enthalten gewesen. Dies sei der Grund, warum die Zentralbank nicht schon früher reagiert habe. Und auch, um das Vertrauen der Bevölkerung in die Zentralbank zu erhalten, sei es wichtig, nicht allzu rapide zu handeln. Denn wenn man jetzt den Leitzins sehr schnell sehr hoch anheben würde, hätte das negative Auswirkungen, so Haber. Kredite würden teurer werden, Sparen lukrativer. Es würde weniger investiert werden, die Wirtschaft in der Folge schrumpfen.