Kleine Zeitung Kaernten

Bargeld oder Karte? „Wahlfreihe­it erhalten“

Gottfried Haber, Vize-Gouverneur der Österreich­ischen Nationalba­nk, diskutiert­e bei der Kleinen Zeitung zum Thema Euro und Zinsen.

- Von Raffaela Mori

Die Zukunft des Euro war diese Woche in den Räumlichke­iten der Kleinen Zeitung in Klagenfurt Thema. Im Rahmen einer Veranstalt­ung in Kooperatio­n mit der Österreich­ischen Nationalba­nk, welche aktuell eine Tour zu dem Thema durch Österreich macht. Diskutiere­n konnte das interessie­rte Publikum mit dem Vize-Gouverneur der Nationalba­nk, Gottfried Haber.

„Wird uns der Euroschein in Zukunft aus der Hand genommen und die Barzahlung abgeschaff­t?“, so eine der besorgten Fragen aus dem Publikum. Vor allem in Österreich würde dies wohl auf Unmut stoßen. Die Bargeldzah­lung war hier auch während der Pandemie auf Platz eins. Kontaktlos­es Zahlen hat zwar zugenommen, konnte aber das gute alte Bargeld nicht überholen. Auch die Besucher der Veranstalt­ung, die über einen QR-Code mittels Handy zu der Frage abstimmen konnten, womit sie bevorzugt bezahlen, klickten zu 60 Prozent auf „eher mit Bargeld“.

„Der Bargelduml­auf und vor allem die Wahlfreihe­it, ob bar oder mit Karte gezahlt wird, muss aufrechtbl­eiben“, erklärte Haber. Die Abschaffun­g der Euroschein­e und -münzen sei auch nicht so einfach zu beschließe­n. So ein Beschluss brauche Einstimmig­keit unter allen Mitgliedss­taaten der EU.

Warum die Europäisch­e Zentralban­k den Leitzinssa­tz nicht sofort deutlich erhöht habe, wollte eine Frau aus dem Publikum wissen. „Weil eine rasante Erhöhung des Zinssatzes der Wirtschaft wieder einen Dämpfer geben würde“, erläuterte Haber. Eine rasante Inflations­erhöhung wie derzeit, die durch eine Kombinatio­n von Coronakris­e, Ukraine-Krieg und steigenden Energiepre­isen noch verschlimm­ert werde, sei in den Prognosen in diesem Ausmaß nicht enthalten gewesen. Dies sei der Grund, warum die Zentralban­k nicht schon früher reagiert habe. Und auch, um das Vertrauen der Bevölkerun­g in die Zentralban­k zu erhalten, sei es wichtig, nicht allzu rapide zu handeln. Denn wenn man jetzt den Leitzins sehr schnell sehr hoch anheben würde, hätte das negative Auswirkung­en, so Haber. Kredite würden teurer werden, Sparen lukrativer. Es würde weniger investiert werden, die Wirtschaft in der Folge schrumpfen.

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HUDE (2) Das Publikum hatte die Möglichkei­t, Fragen rund um Euro und Leitzinsen zu stellen
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Gottfried Haber (links) diskutiert­e mit Kleine-Chefredakt­eur Wolfgang Fercher

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