Kleine Zeitung Kaernten

Und ewig lockt der Mythos Sisi

Die neue Netflixser­ie „Die Kaiserin“kommt nicht ohne Klischees aus, aber kann vor allem mit einem starken Ensemble punkten.

- Von Susanne Rakowitz ●●●❍❍ zu sehen auf Netflix

Irgendwann wird Kaiserin Elisabeth in der Serie den Satz sagen, der abseits aller filmischen Produktion­en wohl auch heute noch Gültigkeit hat: „Alle wollen in meinen Kopf rein.“Viele haben sich bislang den Kopf darüber zerbrochen, wer und wie sie war – abseits der bekannten Parameter, die da sind: eine junge Adelige, die Kaiserin wird und zeitlebens mit der Enge des goldenen Käfigs hadert. Die vorgegeben­e Spielwiese der Inszenieru­ng ist in etwa so eng geschnitte­n wie die Uniform des Kaisers.

Auch in „Die Kaiserin“geht man diesen Weg und legt in den ersten sechs Folgen den Fokus auf das Kennenlern­en und die noch junge Beziehung zwischen Elisabeth und Kaiser Franz Joseph I. Das ist in etwa der Markenkern, den man von anderen Produktion­en auch kennt. Erfrischen­d anders sind hingegen die Paarungen, die hier aufeinande­rtreffen: Da wäre Devrim Lingnau als Elisabeth, die das im Zusammenha­ng mit der Kaiserin gern verwendete Wort Wildfang tatsächlic­h mit Leben erfüllt. Eine junge Frau, die bei all der Opulenz, die sie umgibt, nur mit gestutzten Flügeln zum Daseinszwe­ck gezwungen werden kann – die Thronfolge zu sichern. Der Kaiser (Philip Froissant) hingegen, er ist von klein auf zum Regieren verdonnert. Mehr Last denn Lust. Er sieht in Elisabeth den Schlüssel zu seinem eigenen goldenen Käfig.

Der Paarlauf zwischen Lingnau und Froissant ist gelungen, sympathisc­h und vor allem kitschbefr­eit. Auch das Klischee der bösen Schwiegerm­utter Sophie darf nicht fehlen: Melika Foroutan gibt mit Bravour das personifiz­ierte spanische Hofzeremon­iell. Die wohl spannendst­e Nebenfigur gibt ein Niederöste­rreicher: Johannes Nussbaum in seiner Rolle als Maximilian I. Der Zweitgebor­ene, der nie an die Macht kommen wird und den dieser Phantomsch­merz mit aller Härte umtreibt. Der diesen Bedeutungs­verlust herrlich mit Dekadenz und Intrigen aufzufülle­n versucht und daran scheitert (Historiker würden vor Empörung in Schnappatm­ung verfallen). Diese Viererpaar­ung verleiht der opulent ausgestatt­eten Serie (was sonst?) eine mehr als nur spannende Note.

Aber natürlich: Es ist eine Sisi-Serie, aber nicht zwingend in allen Belangen mehr vom Immergleic­hen. Worauf man auch hier nicht verzichten will und dann in die Kitschfall­e tappt: die Verklärung der Kaiserin als Heldin der Armen und Unterdrück­ten.

„Die Kaiserin“,

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NETFLIX (2), IMAGO Führt ein hartes Regiment am Hof: Melika Foroutan als Sophie, Mutter des Kaisers. Johannes Nussbaum gibt Maximilian I. Devrim Lingnau bei der Premiere der Serie
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NETFLIX Eine gelungene Paarung: Philip Froissant und Devrim Lingnau als Franz Joseph und Elisabet

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