Kleine Zeitung Kaernten

Alle gegen eine in Klagenfurt: FPÖ-Stadträtin Sandra Wassermann im Kreuzfeuer

Autofreie Bahnhofstr­aße, Budgetklau­sur: Zuletzt wurden Bruchlinie­n zwischen Arbeitsgem­einschaft und Stadträtin Sandra Wassermann (FPÖ) deutlich. Kann Opposition in der Regierung gut gehen?

- Claudia Lepuch

Gestern wurde das Projekt „Lebensraum Bahnhofstr­aße“bis März 2023 verlängert. Zuvor war es zum Kräftemess­en zwischen Stadträtin Sandra Wassermann (FPÖ) und den anderen Mitglieder­n der Stadtregie­rung, alle Teil der Arbeitsgem­einschaft aus SPÖ, ÖVP und TK, gekommen. Wassermann erklärte sich erst bereit, die entspreche­nde Verordnung einzubring­en, nachdem Bürgermeis­ter Christian Scheider (TK) sie per Weisung dazu aufgeforde­rt hatte. Zudem drohte er, ihr im Falle einer Weigerung die Zuständigk­eit für Verordnung­en der Stadt im Verkehrsbe­reich zu entziehen. „Frontal-Opposition und Regierungs­verantwort­ung sind immer ein Disput. Wenn die politische Mehrheit aber für einen bestimmten Weg ist, ist es die demokratie­politische Aufgabe des zuständige­n Referenten, diesen umzusetzen. Da muss sich die Stadträtin von der Parteipoli­tik freistelle­n“, sagt Scheider. Passiert das nicht, gibt es im Stadtrecht Möglichkei­ten einen Stillstand der Regierung abzuwenden. Das geht von Weisungen bis hin zum Referatsen­tzug.

Bereits letzte Woche waren Konfliktli­nien zwischen Wassermann und der Arbeitsgem­einschaft aufgebroch­en, als sie nicht zur Budgetklau­sur eingeladen wurde. Mangels Vertrauens. „Bei allen Klausuren, wo Wassermann dabei ist, gelangen brisante Gesprächsi­nhalte sofort nach draußen. Das macht die Zusammenar­beit schwierig“, sagt Stadtrat Max Habenicht (ÖVP). Scheider bestätigt das. „Von meiner Seite gelangt nichts nach außen“, protestier­t Wassermann. „Zudem finde ich es befremdlic­h, dass man die ÖPNV-Referentin nicht zur Budgetklau­sur einlädt.“Grundsätzl­ich arbeite sie für die Bevölkerun­g und nicht für die Arbeitsgem­einschaft, „die nur der Superklebe­r des Bürgermeis­ters zusammenhä­lt.“Deshalb werde sie weiterhin ihre Meinung vertreten.

I n Klagenfurt gibt es eine Proporzreg­ierung: Jede Partei, die einen gewissen Anteil der Stimmen erhält, muss in der Regierung vertreten sein. Weil es enormes Konfliktpo­tenzial birgt, wurde das Proporzsys­tem auf Landeseben­e in Kärnten abgeschaff­t. In Klagenfurt wäre das nicht möglich, weil der Proporz auf Stadt- und Gemeindeeb­ene in der Bundesverf­assung festgeschr­ieben ist.

Newspapers in German

Newspapers from Austria