Kleine Zeitung Kaernten

Mehr Aroma mit Mmmiso

Warum in die Ferne schweifen? Miso aus Österreich hält Einzug in die (Hobby-)Küchen. Was es ist, wie es produziert wird und was man damit machen kann.

- Herzhaft und füllig: Heimische Würze für den Geschmacks­kick. Miso

Eine Würzpaste, die Speisen um den „Mmh“-Faktor verbessert? Gibt es. Schon seit einigen Jahren experiment­ieren heimische Köche und Produzente­n mit Miso. Aus der japanische­n Küche ist die traditione­lle Würzpaste nicht wegzudenke­n. Sie macht Speisen fülliger, herzhafter und runder im Geschmack. Suppen, Soßen, Glasuren, Dips – nichts, was mit einem Löffel Miso nicht an Aroma zulegen würde. Das liegt zu einem Gutteil daran, dass Miso fermentier­t wird. Aber der Reihe nach.

Die Herstellun­g von Miso ist langwierig. Die Paste wird unter anderem aus Soja, Bohnen oder Kichererbs­en, Salz und Getreide erzeugt. „Im ersten Schritt wird Koji hergestell­t“, erklärt Hersteller Karl Severin Traugott. Dazu er Rollgerste ein, dämpft sie und impft sie mit dem Edelschimm­el Aspergillu­s oryzae. Es ist einer der wichtigste­n Koji-Pilze, mit dem auch Sojasoße, Sake oder Reisessig hergestell­t werden.

Nach 48 Stunden ist ein vom Pilz durchwachs­ener, „kompakter Kuchen“entstanden. Jetzt wird Miso angesetzt. „Koji, Salz und gekochte Kichererbs­en werden zu einer Paste vermengt und reifen dann im Tank“, so Traugott. Während der monatelang­en Fermentati­onszeit entsteht natürliche­s Glutamat. Ein tiefes, herzhaftes Umami-Aroma bildet sich aus, das die Würzpaste zu einem der beliebtest­en Geschmacks­geber auf diesem Planeten macht.

Das Glutamat, das Salz der Glutaminsä­ure, die auch ein wichtiger Baustein des menschlich­en Körpers ist, ist dabei ein Segen. Es kommt in Proteinen von Lebensmitt­eln vor. „In Fleisch, nahezu in allen Gemüsesort­en, in Weizen oder Soja“, erklärt Molekularb­iologe Fritz Treiber. Eine Reihe von Lebensmitt­eln enthält von Natur aus Glutamat, etwa Pilze, Paradeiser, Parmesan (siehe Rezept).

Der fünfte Geschmacks­sinn – neben süß, sauer, bitter und salzig –, der diese dichten Aromen wahrnimmt, wird umami genannt. Ikeda Kikunae, Dozent an der Imperial University of Tokyo, fing den Geschmack bereits 1908 mithilfe von Seetang ein. Zurück zu den heimiweich­t

schen Miso-Produzente­n wie Haubenkoch Lukas Nagl. Neben Bio-Soja aus Österreich hantiert er auch mit Kürbiskern­en oder Mohn und ruft damit neugierige Hobbyköche auf den Plan (siehe auch Tipps). Wer Miso von internatio­nalen Hersteller­n im Supermarkt kauft, findet auch Produkte, die nicht natürlich gereift sind. Wird Glutamat als Geschmacks­verstärker zugesetzt, trägt es „unterschie­dliche Bezeichnun­gen wie Mononatriu­mglutamat, hydrolysie­rtes Protein, Proteiniso­lat, Proteinext­rakt und autolysier­ter Hefeextrak­t“, zählt Treiber auf, was sich in der Liste der Inhaltssto­ffe finden kann. Natürlich gereift oder nicht – mit dieser Faustregel kommt man immer zurecht: je dunkler die Paste, desto würziger.

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 ?? ?? Von Birgit Pichler
Von Birgit Pichler

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