Kleine Zeitung Kaernten

Immer Ärger mit der Automatik

WIENER PARKETT.

- Von Georg Renner

Diese Woche könnte eine Einigung über die jährliche Pensionser­höhung bringen. Klar ist aber schon im Voraus: Mit der gesetzlich­en Höhe wird sie wenig zu tun haben.

Es gibt in Österreich kaum eine Regel, die so inkonseque­nt umgesetzt wird wie der Paragraf 108h des Allgemeine­n Sozialvers­icherungsg­esetzes. „Mit Wirksamkei­t ab 1. Jänner eines jeden Jahres sind alle Pensionen aus der Pensionsve­rsicherung, für die der Stichtag vor dem 1. Jänner dieses Jahres liegt, mit dem Anpassungs­faktor zu vervielfac­hen“steht dort seit der schwarz-blauen Koalition unter Wolfgang Schüssel (ÖVP) im Jahr 2004.

Sehr vereinfach­t gesagt: Jedes Jahr im Herbst legt der Sozialmini­ster – aktuell Johannes Rauch, Grüne – einen Anpassungs­faktor fest, Spielraum hat er dabei keinen: Der Faktor errechnet sich aus der Steigerung der Verbrauche­rpreise von August bis Juli – und um diesen Wert werden dann die Pensionen ab Jänner automatisc­h erhöht.

Eigentlich. Denn faktisch hat das noch nie so funktionie­rt, wie es das Gesetz vorsieht. Jedes Jahr seit 2004 hat jede Koalition, die seither regiert hat, diese Regelung per Gesetz ausgehebel­t, um Pensionen über diesen Faktor hinaus zu erhöhen – mal mehr für die kleineren Renten, mal mehr quer durch die Bank, je

was gerade politisch en vogue war.

Auch dieses Jahr steht außer Frage, dass der 108h ASVG weiter im Regal verstauben wird. 5,8 Prozent würde der gesetzlich­e Anpassungs­faktor umfassen – seit Freitag liegt die Inflation aktuell aber schon bei 10,5 Prozent. Seit Wochen legen sich Pensionist­envertrete­rinnen und -vertreter daher ins Zeug, für eine der Situation angemessen­ere Erhöhung. och offen ist allerdings, wie die Umgehung der Regel ausschauen wird. Und da liegen die Positionen vor einem dritten Termin der Pensionist­envertrete­r mit Rauch noch relativ weit auseinande­r: „Für mich ist klar, dass die Pensionist­innen und Pensionist­en in dieser Krise noch weitere, maßgeschne­iderte Unterstütz­ung brauchen“, sagt Ingrid Korosec, Präsidenti­n des ÖVP-Seniorenbu­nds: „Ich fordere ein umfangreic­hes Pensionist­enpaket, das die reale Teuerung voll abdeckt.“

Geht es nach Korosec, hieße das: eine zusätzlich­e Anpassung für kleine Pensionen und den Mittelstan­d über die 5,8 Prozent hinaus – und spezielle Strompreis­und weitere Teuerungsb­remsen. „Es liegt auf der

NHand, dass die Pensionist­innen und Pensionist­en unbedingt Unterstütz­ungen besonders fürs Heizen brauchen, weil sie den Großteil ihrer Zeit daheim verbringen“, so Korosec. Ohne Hilfe könnten Pensionist­en die steigenden Energiekos­ten nicht stemmen.

Überhaupt wünscht sich der Seniorenbu­nd eine Neuregelun­g der Automatik: Der Referenzze­itraum für die gesetzlich­e Anpassung sollte auf Jänner bis Dezember (statt August bis Juli) verschoben werden, um die reale Inflation besser abzubilden.

Eine Forderung, die auch Korosecs SPÖ-Gegenüber Peter Kostelka vom Pensionist­enverband teilt. In einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz mit SPÖnachdem

Sozialspre­cher Josef Muchitsch drängt er weiterhin auf eine Erhöhung der Pensionen von zehn Prozent. ie 5,8 Prozent seien „eindeutig zu wenig“so Muchitsch. Der Wocheneink­auf sei um 19,1 Prozent teurer geworden. „Es geht nicht um Millionen, es geht schlicht um Essen, Heizen, Wohnen“so Kostelka.

Mahnende Worte dazu kommen wiederholt von Ökonomen, vergangene Woche erst von IHS-Chef Klaus Neusser: Er plädiert dafür, dass die Pensionser­höhun

Dgen an die Lohnsumme gekoppelt werden. „Ich würde plädieren, dass man Armutsbekä­mpfung und Pensionen ein bisschen auseinande­rhält“, so Neusser in der „Pressestun­de“. Das sei nicht der Fall, wenn man niedrige Pensionen stärker anhebe, wie es die Parteien fordern. ine Einigung könnte jedenfalls schon kommende Woche anstehen – dem Vernehmen nach rechnet man in den Regierungs­parteien mit der Verkündung der Erhöhung am Mittwoch.

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APA (2) Harte Verhandler: Seniorenve­rtreter Ingrid Korosec und Peter Kostelka
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