Verhöhnung
Parteitage haben so ihre Tücken. Sie sind interne Veranstaltungen, in denen Parteifreunde und -freundinnen unter sich sind. Sie sind aber gleichzeitig öffentlich, und verraten der Außenwelt viel über den inneren Zustand einer Partei oder ihres Chefs. Über die vermeintliche Intimität unter Freunden ist erst kürzlich Bundeskanzler Nehammer gestolpert, als er in Tirol im Scherz „Alkohol und Psychopharmaka“als Krisenbewältigung zur Wahl stellte. Das Lachen blieb vielen im Hals stecken.
Nun legte Niederösterreichs SPÖ-Chef Franz Schnabl mit einem geschmacklosen Sager nach. Er erhielt 89 Prozent und nicht, wie Nehammer beim Parteitag in Graz, 100 Prozent, und zog zur Rechtfertigung einen Vergleich: Die SPÖ sei eine „ehrliche, demokratische Partei“und hätte deswegen andere Wahlergebnisse als „in Graz oder in Donezk“. Dort wurden Menschen gerade mit Waffen gezwungen, für einen Anschluss an Russland zu stimmen. Das in Relation zur österreichischen Parteipolitik zu setzen, ist im besten Fall ignorant, im schlimmsten Fall verhöhnend.