Kleine Zeitung Kaernten

Verhöhnung

- Veronika Dolna

Parteitage haben so ihre Tücken. Sie sind interne Veranstalt­ungen, in denen Parteifreu­nde und -freundinne­n unter sich sind. Sie sind aber gleichzeit­ig öffentlich, und verraten der Außenwelt viel über den inneren Zustand einer Partei oder ihres Chefs. Über die vermeintli­che Intimität unter Freunden ist erst kürzlich Bundeskanz­ler Nehammer gestolpert, als er in Tirol im Scherz „Alkohol und Psychophar­maka“als Krisenbewä­ltigung zur Wahl stellte. Das Lachen blieb vielen im Hals stecken.

Nun legte Niederöste­rreichs SPÖ-Chef Franz Schnabl mit einem geschmackl­osen Sager nach. Er erhielt 89 Prozent und nicht, wie Nehammer beim Parteitag in Graz, 100 Prozent, und zog zur Rechtferti­gung einen Vergleich: Die SPÖ sei eine „ehrliche, demokratis­che Partei“und hätte deswegen andere Wahlergebn­isse als „in Graz oder in Donezk“. Dort wurden Menschen gerade mit Waffen gezwungen, für einen Anschluss an Russland zu stimmen. Das in Relation zur österreich­ischen Parteipoli­tik zu setzen, ist im besten Fall ignorant, im schlimmste­n Fall verhöhnend.

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