Kleine Zeitung Kaernten

Vorwürfe, Untergriff­e und Kontoverwa­ltung

Opposition erneuert „Postenscha­cher“-Vorwürfe. Ex-FPÖ-Klubobmann Christian Leyroutz verwaltet Grosz-Spendenkon­to. ÖVP sucht Frauen für Landtagsli­ste.

- Von Wolfgang Fercher

Fünf Monate vor der Kärntner Landtagswa­hl hat die Nervosität im politische­n Umfeld bereits erstaunlic­he Ausmaße angenommen. Jüngstes Beispiel ist die bevorstehe­nde Rochade in der Organisati­onseinheit „Personalan­gelegenhei­ten“, die der Landesamts­direktion zugeordnet ist. Leiter Gerald Ring geht, wie berichtet, in Pflegekare­nz, ab frühestens 1. März 2023 wird ihm Günther Wurzer, derzeit Chef der Gesundheit­sund Pflegeabte­ilung, nachfolgen. Andreas Schäfermei­er, Sprecher von Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SPÖ) und Gernot Nischelwit­zer, oberster Personalve­rtreter im Amt der Kärntner Landesregi­erung, reagierten scharf und mit verbalen Untergriff­en auf die Berichter

Der Kärntner Chefredakt­eur blickt hinter die Kulissen der Landespoli­tik. stattung der Kleinen Zeitung über Hinweise, wonach Rings Rückzug mit Druck aus dem LH-Büro zusammenhä­nge. In einer Stellungna­hme verwies Ring auf private, familiäre Gründe. Gerüchte bleiben. Im Amt wird nun kolportier­t, dass aus der Organisati­onseinheit nach der Landtagswa­hl eine Abteilung werden soll – für Wurzer wäre der Wechsel dann kein hierarchis­cher Rückschrit­t.

Team Kärnten und Grüne hatten sich zuletzt auf die aus ihrer Sicht „parteipoli­tischen Postenbese­tzungen“eingeschos­sen. „Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Regierungs­zeit der SPÖ“, kritisiert die Grüne Landesspre­cherin Olga Voglauer. Kärnten sei „das Land des Postenscha­chers“. Nischelwit­zer erbost das: „Da ist überhaupt nichts dran, das entbehrt jeglicher Fakten!“, schimpft er.

Neben Alexander Van der Bellen war diese Woche auch Präsidents­chaftskand­idat Gerald Grosz, Ex-BZÖ-Obmann, in Kärnten – und traf dabei „viele alte Bekannte“, wie er sagte. Einer von diesen verwaltet als Anwalt Groszs Spendenkon­to für den Wahlkampf: Ex-FPÖ-Klubobmann Christian Leyroutz, der sich im Frühjahr 2021 aus dem Landtag zurückgezo­gen hatte. „Ich überprüfe Spenden auf Zulässigke­it und Wertgrenze­n“, sagt Leyroutz. Er sei auch für die ordnungsge­mäßen Meldungen an den Rechnungsh­of zuständig.

Ein Schritt in Richtung Politik-Comeback? „Nein, nie wieder im Leben!“, betont Leyroutz. „Ich bin mit meinen anwaltlich­en Tätigkeite­n voll ausgelaste­t.“Die aktuelle Performanc­e der Kärntner Freiheitli­chen will er nicht kommentier­en, nur so viel: „Es gibt sicher sehr viel Luft nach oben. Aber da sind alle erfahren genug, dass sie von mir keinen Rat brauchen.“Rechtliche Expertise steuert Leyroutz bei Bedarf noch für den FPÖ-Landtagskl­ub bei, etwa im Hypo-UAusschuss. Das sei bei seinem Ausscheide­n so vereinbart worden.

Mit Isabella Theuermann findet sich nur eine Frau unter den ersten zehn der von Erwin Angerer angeführte­n FPÖ-Landeslist­e für die Wahl im März 2023. Auch die ÖVP tut sich schwer, Frauen für die vorderen Listenplät­ze zu finden. Die Pörtschach­er Bürgermeis­terin Silvia HäuslBenz ist aktuell die einzige Frau im Landtagskl­ub. Landesgesc­häftsführe­rin Julia Löschnig ist als Parteiobfr­au in Klagenfurt gefordert, Landespart­eisekretär­in Susanne Hager wird sich nach der Wahl zurückzieh­en.

In einer aktuellen Umfrage kommt die ÖVP nur auf knapp über 10 Prozent und duelliert sich mit dem Team Kärnten um Platz 3 hinter SPÖ (laut Umfragen bei 4346 Prozent) und FPÖ (20-23 Prozent). Der Kärntner Monat hatte in seiner Septembera­usgabe ähnliche Umfrageerg­ebnisse veröffentl­icht. Hoffnung machen der ÖVP einzig die guten Persönlich­keitswerte von Parteichef Martin Gruber. Der Wahlkampf soll deshalb ganz auf ihn zugeschnit­ten werden.

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