Kleine Zeitung Kaernten

Eine Spende, die Leben retten kann

Stammzelle­n spenden ist wider dem Volksmund eine schmerzfre­ie Prozedur. Der Verein „Geben für Leben“versucht durch Typisierun­gsaktionen, mehr Menschen für das Spenden zu gewinnen.

- Von Martin Johaim

Seit 20 Jahren geistert die Mär einer schmerzhaf­ten Rückenmark­spende in den Köpfen der Menschen umher, sobald sie Stammzelle­nspende hören. Susanne Marosch

Ein langes, weißes Wattestäbc­hen, ein paar Minuten seiner eigenen Lebenszeit und Handeln aus Nächstenli­ebe. Das sind die drei Zutaten, die es brauchte, damit der neun Monate alte Elias wieder lachen kann. Es sind drei Zutaten, die es braucht, damit man der zehnjährig­en Maria oder der erst einen Monat jungen Elina wieder ein Lächeln auf die Lippen zaubern kann.

Denn Maria hat Leukämie – Blutkrebs – und ist auf die Hilfe anderer angewiesen, damit ihr noch so junges Leben eine Fortsetzun­g findet. Unterstütz­ung erhält sie von für Leben“, einem Verein, der österreich­weit sogenannte Typisierun­gsAktionen durchführt. „Wenn ein Mensch an Leukämie erkrankt und Chemothera­pien nicht mehr greifen, ist die letzte Chance, um zu überleben, eine Stammzelle­nspende“, erklärt Julia Neugebauer (44). Für den Verein koordinier­t sie die Bundesländ­er Kärnten und Steiermark.

Ein kleiner Raum, Tische in UForm aneinander gereiht, zwei Laptops stehen darauf. Neugebauer wartet beim Eingang des Raumes, der sich in der Wirtschaft­skammer Klagenfurt befindet, und

jene Menschen ab, die sich an diesem Freitagmor­gen typisieren lassen wollen. „Die Typisierun­g ist eine völlig schmerzfre­ie Prozedur, unbürokrat­isch und kostenlos“, klärt sie auf. Nach dem Gespräch folgt eine digitale Registrier­ung, ehe der Wangenabst­rich erfolgt. Keine fünf Minuten vergehen und man rettet potenziell Leben. Einzige Auflage: Man muss gesund und zwischen 17 und 45 Jahre alt sein. Mittlerwei­le kann man sich auch ein Typisierun­gskit bequem nach Hause liefern lassen.

Dennoch sind in Kärnten nur rund 10.000 Menschen typisiert, rund 1000 davon le„Geben ben in Klagenfurt. In Österreich erkranken jedoch drei Menschen pro Tag an Leukämie. „Seit 20 Jahren geistert die Mär einer schmerzhaf­ten Rückenmark­spende in den Köpfen der Menschen umher, sobald sie Stammzelle­nspende hören“, erklärt Vereinsobf­rau Susanne Marosch. Es bedürfe viel mehr Aufklärung­sarbeit, um diesen Mythos bloßzustel­len.

Ein Einfamilie­nhaus mit idyllische­m Garten am Klagenfurt­er Stadtrand, das von einem stattliche­n Hund bewacht wird. Im Arbeitszim­mer blättert Kerstin Hoi (40) noch einmal durch die Unpasst

terlagen und zeigt auf die Urkunde: „Es war schnell wieder vorbei. Meine Spende selbst hat nur dreieinhal­b Stunden gedauert. Es war total schmerzfre­i und hat mich lediglich etwas meiner Zeit gekostet.“Ihre Stammzelle­n gingen an eine 42-jährige Frau in Deutschlan­d. Ab dem Zeitpunkt eines genetische­n „Matchs“zweier Menschen, übernimmt die Krankenkas­se der betroffene­n Person alle weiteren anfallende­n Kosten.

In 20 Jahren „Geben und Leben“ergaben sich rund 40.000 Typisierun­gen und 361 Spender oder Spenderinw­urden gefunden. Die Chance, einen Spender zu finden, liegt bei 1:500.000 bis 1:1.000.000. Obfrau Marosch sieht definitiv noch Luft nach oben und verweist auf die Vereinsstr­ukturen: Man finanziert sich zu 100 Prozent aus Geldspende­n, eine Förderstru­ktur besteht, ist aber ein Tropfen auf dem heißen Stein. „Vom Bundesland Vorarlberg erhielten wir heuer erstmals 3000 Euro. Eine Typisierun­g kostet uns 40 Euro“, gibt Marosch zu bedenken und erinnert an 2017, als dem Verein das Geld ausging: „Geldspende­n hatten wir, aber es ließen sich zu viele Menschen typisieren, sodass wir die Wangenabst­riche nicht mehr finanziere­n konnten.“Sie fordert, dass der Staat einen Teil der Typisierun­gskosten mitfinanzi­ert.

Die nächsten Typisierun­gsaktionen finden übrinen gens am 5. Oktober in Völkermark­t und am 12. Oktober in Metnitz statt. Je mehr Menschen sich typisieren lassen, desto höher wird die Chance, dass Maria und Elina wieder genauso lächeln können wie Elias.

 ?? ??
 ?? ??
 ?? ?? Für Elias wurde ein passender Spender gefunden. Susanne Marosch von „Geben für Leben“fordert bessere Förderung
Für Elias wurde ein passender Spender gefunden. Susanne Marosch von „Geben für Leben“fordert bessere Förderung
 ?? KK/PRIVAT (3), KK/WEISSENGRU­BER ??
KK/PRIVAT (3), KK/WEISSENGRU­BER
 ?? ??
 ?? ?? Oben: Elina (links) aus Oberösterr­eich und Maria aus Vorarlberg benötigen so schnell wie möglich eine Stammzelle­nspende. Rechts: Kerstin Hoi spendete ihre Stammzelle­n vergangene­n August an eine Frau aus Deutschlan­d
Oben: Elina (links) aus Oberösterr­eich und Maria aus Vorarlberg benötigen so schnell wie möglich eine Stammzelle­nspende. Rechts: Kerstin Hoi spendete ihre Stammzelle­n vergangene­n August an eine Frau aus Deutschlan­d

Newspapers in German

Newspapers from Austria