Ein Villacher Herbst voller Jazz
Morgen eröffnet das Kulturforum Villach sein abwechslungsreiches Herbstprogramm. Den Auftakt gestaltet die deutsche Ausnahmesaxofonistin Ingrid Laubrock.
Es ist schon erstaunlich, wie konsequent und ambitioniert Hans Jalovetz und das Kulturforum Villach jedes Jahr Programme mit den Besten der Besten der wirklich frei improvisierten Musik zusammenstellen. So findet man das in Österreich außer bei einschlägigen Festivals wie in Saalfelden oder Nickelsdorf nur in Villach.
Das aktuelle Herbstprogramm schließt da nahtlos an. Es beginnt mit der wunderbaren, in New York lebenden Saxofonistin Ingrid Laubrock. Eine von jenen, die in der Pandemie mit dem Eifer der Besessenheit ein neues
Album nach dem anderen herausbringen. Allein heuer sind es schon deren drei, eines davon mit dem Bassisten Brandon Lopez und dem Drummer Tom Rainey. Und dieses Trio kommt morgen (4. Oktober) ab 20 Uhr in den Villacher Kulturhofkeller. Tom Rainey kennt sie schon länger und war mit ihm und einem größeren Ensemble bereits 2018 in Villach. Laubrock beherrscht expressiven
Freejazz genauso wie das leise Experimentelle. Als Autodidaktin hat sie eine ganz eigene Sprache an Tenor- und Sopransax entwickelt. Mit 52 Jahren ist sie am Höhepunkt ihrer Karriere.
Wüst hingegen die internationale Band „Kuhn Fu“des deutschen E-Gitarristen Christian Kühn am 25. Oktober zu werden, die eine schräge Kreuzung aus Punk, HeavyMetal, Freejazz und Frank Zappa praktiziert. Der auch singende Kühn nennt seine Stücke „Marco Messy Millionaire“oder „Gustav Grinch“.
Die Jazznacht am 11. November hat unter anderem einen absoluten Leckerbissen im Programm. Die Band des New Yorker Cellisten Erik Friedlander. Eigentlich kommt Friedlander ja aus der New Yorker Avantgarde und hat dort etwa mit dem
verspricht
Saxofonisten John Zorn gespielt. Oder mit dem Pianisten Uri Caine, der auch diesmal mit von der Partie ist. Das Experimentelle ist in dieser Band, der auch noch der wunderbare Bassist Mark Helias und der Schlagzeuger Ches Smith angehören, nur marginal ein Thema. Das aktuelle Album „A Queen’s Firefly“hat immer wieder diese magischen Momente, wenn Friedlander mit Helias oder Caine regelrecht zu singen beginnt. Eine optimistische, fast fröhliche Musik, wie man sie
diesen Musikern kaum zugetraut hätte.
Keinesfalls versäumen sollte man auch das dem berühmten US-Bassisten Charles Mingus gewidmete Programm eines Trios rund um die deutsche Altsaxofonistin Silke Eberhard am 1. Dezember. Von der Kritik hymnisch gefeiert, setzten sich die Drei in einer Tiefe und gleichzeitig Freiheit mit der Musik des großen Vorbilds auseinander, die ihresgleichen sucht. Mingus’ mitunter ziemlich große Working-Bands sind
auf die kleine Besetzung mit Saxofon, Trompete und Schlagzeug eingedampft und gewinnen so fast elementare Kraft.
Den Abschluss findet das Herbstfestival dann mit zwei vorweihnachtlichen Konzerten mit der bekannten sizilianischen Sängerin Etta Scollo, ehe dann am 17. 12. die von Saxofonisten Michi Erian und vom Trompeter Daniel Nösig zusammengestellte Kärntner Band „Echoes from the South“den Konzertreigen abschließt. www.kulturforumbillach.at