Zeitgeschichte zwischen Verblendung und Courage
„Kein Mensch ist eine Insel“von Wilhelm Kuehs erzählt die Geschichte der Insel Zakynthos im Zweiten Weltkrieg.
Beklemmend und beunruhigend, aber irrsinnig spannend und mit Lichtblicken: So könnte der neue historische Roman des Kärntner Schriftstellers Wilhelm Kuehs kurz zusammengefasst werden. „Kein Mensch ist eine Insel“ist auf der kleinen Insel Zakynthos im ionischen Meer angesiedelt. Im Laufe der Geschichte wurde dieses kleine griechische Fleckchen Erde mehrfach besetzt – unter anderem vom Römischen und Byzantinischen Reich, den Normannen, aber auch den Italienern und Deutschen.
Und so spielte es auch zwischen 1941 und 1944 eine bedeutende Rolle: Zentraler Ausgangspunkt der Handlung ist der Befehl an die zivile Inselverwaltung, eine Liste mit den Namen der jüdischen Bevölkerung – es waren 275 Personen – an die italienische und ab 1943 an die deutsche Militärverwaltung zu übergeben.
Der Bürgermeister und der orthodoxe Bischof von Zakynthos aber boykottierten unter Einsatz ihres Lebens die geforderte Auslieferung bis zum Abzug des italienischen und deutschen Militärs. Die beiden Männer setzten anstatt der Namen der jüdischen Bürger ihre eigenen Namen auf die von der Besatzungsmacht geforderte Liste. Die vor Ort lebenden Juden wurden von ihnen nämlich als griechische Bürger und „Schäfchen“der orthodoxen christlichen Gemeinde angesehen. Mitreißend schildert Kuehs ein Stück Zeitgeschichte, das fast in Vergessenheit geraten ist. Ein Buch zwischen ideologischen und politischen Verblendungen und Zivilcourage, Freundschaft und Hilfsbereitschaft. Eine Leseempfehlung auch für diejenigen, die sonst eher nicht zu historischen Büchern greifen würden.
Daniela Winkler Lesung: 10. Nov., Johann-OffnerStraße 13, Wolfsberg, 19 Uhr