Kleine Zeitung Kaernten

Pensionist­en erhalten kräftiges Plus

200.000 Mindestpen­sionisten sollen 2023 um zehn Prozent mehr als heuer erhalten. Seniorenve­rtreter schwer verschnupf­t.

- Von Michael Jungwirth

Wenn es nach den gesetzlich­en Vorgaben geht, müssten Pensionist­innen und Pensionist­en im nächsten Jahr mit einem Plus von 5,8 Prozent vorliebneh­men. Die Bundesregi­erung will allerdings tiefer in die Tasche greifen. Heute früh will die türkisgrün­e Koalition ihr Paket der Öffentlich­keit vorstellen.

Nach Informatio­nen der Kleinen Zeitung sollen sich nur 1900 Pensionist­en mit einer Steigerung von 5,8 Prozent begnügen müssen – jene ehemaligen Politiker, Spitzenbea­mte, Spitzenfun­ktionäre, deren Pension 5630 Euro übersteigt.

Für rund 200.000 Mindestpen­sionisten, die auf Ausgleichs­zulagen angewiesen sind, sieht die Regierung ein Plus von zehn Prozent im nächsten Jahr vor. Diese Erhöhung setzt sich aus einer Erhöhung der Ausgleichs­zulage und Direktzahl­ungen zusammen. Rund 2,2 Millionen Pensionis

und Pensionist­en sollen deutlich mehr als die 5,8 Prozent bekommen. Die Regierung hält die Zahlen unter Verschluss, Insider gehen von acht Prozent aus. Vorgesehen sind allerdings auch Einschleif­regeln. Auf Drängen der ÖVP-nahen Seniorenbu­ndchefin Ingrid Korosec soll es im Frühjahr einen „Review-Prozess“geben, es soll also überprüft werden, wie sich die Teuerung entwickelt.

„Für uns war immer klar, dass die Erhöhung mindestens bei den 5,8 Prozent liegen muss“, so der Kanzler. Vizekanzle­r Werner Kogler ergänzt: „Mir ist immer wichtig, dass die, die stark von der aktuellen Teuerungsk­rise betroffen sind, auch stark entlastet werden.“

Alles andere als erfreut über das Vorgehen der Regierung sind die obersten Seniorenve­rtreter Peter Kostelka und Ingrid Korosec. Beide erfuhren aus den Medien über die bevorstehe­nde Einigung. Normalerwe­ise lädt der Sozialmini­ster die beiden Präsidente­n zu einer letzten Verhandlun­gs-, zumindest Intinnen

formations­runde ein. „Das ist ein Wortbruch“, schäumte der Präsident des SPÖ-nahen Pensionist­enverbands Kostelka in den Abendstund­en. „Es wurden weitere Gespräche zwischen der Regierung und den Pensionist­enverbände­n zugesagt, jedoch fanden diese nicht mehr statt. Die Regierung kann daher keine Zustimmung ihrer Pläne erwarten.“Schaumgebr­emster die Präsidenti­n des ÖVP-nahen Seniorenbu­nds Korosec: Es sei zwar die Aufgabe der Regierung, ein Paket zu schnüren, „aber das ist nicht das, was ich mir unter Zusammenar­beit vorstelle.“

In den letzten Wochen hatten Kostelka und Korosec auf kräftige Erhöhungen gedrängt, während Sozialmini­ster Johannes Rauch auch auf das budgetäre Korsett verwiesen hatte. ÖVP-Jugendstaa­tssekretär­in Claudia Plakolm hatte hingegen Zurückhalt­ung aus Rücksicht auf die jüngeren Generation­en eingemahnt.

Rückendeck­ung erhielten am

Wochenende die Pensionist­en von Alexander Van der Bellen, der um seine Wiederwahl kämpft. Viele Rentner müssen „jeden Euro zweimal umdrehen“, für viele werde es „am Monatsende eng“, so Van der Bellen in einem Brief an Kostelka, der der Kleinen Zeitung vorliegt. Van der Bellen betont zwar ausdrückli­ch, es sei „nicht Aufgabe des Bundespräs­identen, in Verhandlun­gen aktiv mitzuwirke­n“. Die ältere Generation habe „viel für unser Land geleistet. Wir dürfen sie nicht allein lassen.“

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Waren zuletzt nicht eingebunde­n: Korosec und Kostelka

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