Zwischen Reformern und Nationalisten
Bosniaken gegenüber. So verlor Bakir Izetbegovic´, Sohn des Staatsgründers Alija Izetbegovic´, den bosniakischen Sitz im Staatspräsidium haushoch an den Sozialdemokraten Denis Bec´irovic´, der von einer ElfParteien-Koalition unterstützt wurde. Dabei ging es vor allem um die Abwahl des „Izetbegovic´-Klans“, der es über die vielen Jahre an der Macht mit Korruption und Freunderlwirtschaft selbst für bosnische Verhältnisse zu weit getrieben hat. Bec´irovic´ gilt als proeuropä
doch es muss sich erst zeigen, wie groß der kleinste gemeinsame Nenner seiner Unterstützer ist, und wie stark diese im Parlament vertreten sind.
Der aus Sarajewo stammende Zˇeljko Komˇsic´ gewann bereits zum sechsten Mal die Wahl des kroatischen Mitglieds im Staatspräsidium. Dieses Mal mit 25.000 Stimmen Vorsprung gegen die aus Mostar stammende Borjana Kriˇsto. Komˇsic´s Wahl ist der ständige Stachel im Fleisch der führenden kroatiden schen Partei HDZ, denn in der Föderation bilden Bosniaken und Kroaten einen Wahlkörper, und regelmäßig gewinnt Komˇsic´ durch die Stimmen von Bosniaken, die ebenfalls dem „Kroaten“ihre Stimme geben, weil er für einen Staat eintritt, der bürgerlich und nicht ethnisch aufgebaut ist.
Komˇsic´ haben ausländische Journalisten immer wieder den Beinamen „bürgerlicher Reformer“verliehen. Eine Zuschreibung, die noch nicht durch großartige Taten belegt ist. Zuisch, dem fehlt Komˇsic´ eigentlich eine politische Hausmacht, sodass es fraglich ist, ob seine Wahl den Unmut aufwiegt, den sie bei den Kroaten und in Kroatien verursacht.
Bisher dauerte die Bildung der Institutionen und der Regierungen unverhältnismäßig lange. Der Hohe Repräsentant der UNO für Bosnien, der Deutsche Christian Schmidt, will dieses Mal beschleunigend eingreifen und „kräftig nachhelfen“, in dem er seine Sondervollmachten nutzt. Das tat Schmidt bereits unmittelbar nach Wahlschluss. Er verordnete eine Änderung des Wahlrechts, die unter anderem auch jenen Gruppen das passive Wahlrecht gewähren soll, die sich zu keiner der drei Volksgruppen bekennen. Dieses Vorgehen stieß bei der EU-Delegation sowie bei Vertretern europäischer Linksparteien, die als Wahlbeobachter im Einsatz waren, auf Kritik. Die USA stellten sich hinter Schmidt. Diese politischen Scharmützel zeigen, dass der „Westen“an einer einheitlichen Linie zu Bosnien und Herzegowina wohl noch arbeiten muss, um das Land klarer auf Reformkurs zu bringen.