Kleine Zeitung Kaernten

Die Lebensmitt­el-Retterin

Claudia Tscherne bietet als Kauffrau ein „Rettungssa­ckerl“an, um Lebensmitt­el nicht wegwerfen zu müssen.

- Von Elke Fertschey

Lieber günstiger verkaufen als wegwerfen. Kauffrau Claudia Tscherne aus Lind im Drautal hat sich für diesen Weg entschiede­n, um Lebensmitt­el vor der Abfalltonn­e zu retten. Sie erfand das „Rettungssa­ckerl“, das am Samstag verkauft wird und Lebensmitt­el enthält, die sie aufgrund des bevorstehe­nden Ablaufdatu­ms am Montag wegwerfen müsste. „Die Waren wären noch viel länger genießbar, aber ich darf sie nicht verkaufen, weil ich nicht für ihre Frische garantiere­n kann“, erklärt die AdegKauffr­au, die im Geschäft, das einst ihr Großvater aufgebaut hatte, Lehrling war und es vor zwei Jahren von ihrer ehemaligen Chefin übernommen hat.

Dass Waren übrig bleiben, sei unvermeidl­ich, weil man den Kunden ein reiches Sortiment zur Auswahl bieten müsse, schildert die Geschäftsf­rau. Durch das „Rettungssa­ckerl“muss sie nun weniger wegwerfen. Gemüse, Milch, Joghurt, Käse, Brot und anderes im

Wert von 15 bis 20 Euro wird samstags im Sackerl um fünf Euro angeboten. „Ich war von den Reaktionen positiv überrascht“, freut sich die Unternehme­rin, für die eine 70-Stunden-Arbeitswoc­he Alltag ist und die nur sonntags frei hat. Täglich werden Produkte, die kurz vor dem Ablauf stehen, zum reduzierte­n Preis angeboten, geeignete Lebensmitt­elabfälle werden an Bauern für die Tierfütter­ung weitergege­ben. B ewussten Umgang mit Lebensmitt­eln pflegt Claudia Tscherne auch beim Kochen der Menüs, mit denen sie zwei Mal die Woche die Kundschaft erfreut. Einmal im Monat gibt es Backhendl. Dafür hat die zweifache Mutter, die vor ihrer Selbststän­digkeit auch Filialleit­erin in Oberösterr­eich war, eine Küche eingebaut. „Besonders ältere Menschen nehmen das Angebot gerne an.“

Produkte heimischer Landwirtsc­haft wie Erdäpfel, Eier, Honig, Brot und Joghurt gibt es in den Bauernecke­n. „Ich bin

mit Lind verbunden und will, dass es im Ort ein gutes Geschäft gibt“, sagt Tscherne über ihre Motivation, Kauffrau zu sein. Reich werde man davon nicht. „So einen Job macht man nicht wegen des Geldes, das ist eine Berufung“, sagt die Chefin von sechs Angestellt­en und einem Lehrling. „Wir sind ein gutes Team.“m 350 Quadratmet­er großen Geschäft bietet sie ein Sortiment von einigen Tausend Waren. „Unsere Kunden wissen die Vielfalt zu schätzen“, freut sich die „Rettungssa­ckerl“-Erfinderin, die „furchtbar gerne“auf der Lindner Alm Ruhe tankt. Wenn sie Zeit hat, liest sie Bücher, am meisten im Urlaub, den sie allerdings nur eine Woche im Jahr genießen kann. Mehr erlaube die Arbeit nicht, sagt Tscherne, die nach einem Knöchelbru­ch wochenlang im Rollstuhl im Geschäft unterwegs war. „Ich könnte mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen. Ich mache meine Arbeit mit Freude.“

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ADEG KK Bewusst mit Lebensmitt­eln umzugehen, ist das Prinzip von Claudia Tscherne, Kauffrau aus Leidenscha­ft

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