„Einen Coolness-Preis gewinnt man hier nicht“
INTERVIEW. Musiker und Mediziner Dominik Wlazny will mit 35 Jahren Bundespräsident werden. Ein Gespräch über Spaß in der Politik, Wissenschaftsfeindlichkeit, vage Positionen und Gerda Rogers.
Herr Wlazny, wie viel Spaß darf Politik in diesem Land machen? DOMINIK WLAZNY: Politik macht in diesem Land schon Spaß, teilweise aber leider ungewollt. Ich selbst bin kein Spaß-Kandidat, der ein oder andere Mitbewerber könnte durchaus einer sein. Mir und meiner Bierpartei macht Politik, das trau ich mich sagen, wirklich Spaß, weil wir uns einbringen können. Für mein Empfinden sollte alles im Leben Spaß machen, man sollte sich den zumindest machen können, wenn Dinge schwieriger werden. Das ist mein genereller Lebenstipp.
Würden Sie den auch Politikerinnen und Politikern geben?
Politik macht Spaß, wenn man aufrichtig ist und Freude hat an dem, was man macht. Ich würde mir von der Politik wünschen, dass alles etwas gerader und ungekünstelter wird. Nur so kann man die Leute dafür interessieren und sie in demokratische Prozesse einbinden. Wenn sie das Gefühl haben: Okay, das sind Leut’ wie du und ich.
Auch Ihre Bierpartei wurde aus Spaß gegründet. Worin unterscheidet sich Satiriker Marco Pogo von Hofburgkandidat Wlazny?
Marco Pogo ist eine Kunstfigur, er steht auf der Bühne, ist ein Grenzgänger und testet aus, wie man die Menschen zum Lachen und Nachdenken bringt. Dominik Wlazny ist ein ganz normaler Typ, der zwar auch lebensfroh ist, sich aber auch über die unangenehmen Dinge im Leben Gedanken macht. Was beide gemeinsam haben, ist die Aufrichtigkeit in ihren Aussagen. Ich mag beide. Auch wenn Marco Pogo manchmal ein bisschen anstrengend ist.
Der kann sich nun über einen gesteigerten Bekanntheitsgrad durch Ihren Antritt freuen.
Ja, das ist aber nicht meine Intention. Kein Mensch kommt auf ein Konzert von mir, nur weil ich antrete. Es werden ja jetzt auch nicht alle Waldviertler Schuhe kaufen.
Macht Dominik Wlazny Marco Pogo am Ende sogar uncooler?
Ganz genau, mein Verhalten als Wlazny ist für die Kunstfigur Pogo nicht sonderlich zuträglich. Weil den ultimativen Coolness-Preis gewinnt man mit TV-Debatten mit Walter Rosenkranz und Co. nicht. Aber ich mache es trotzdem.
Sie plakatieren Forderungen wie Gewaltprävention, Förderung erneuerbarer Energie und Tierschutz. All das liegt weit außerhalb der Zuständigkeit des Bundespräsidenten. Haben Sie die Jobbeschreibung falsch gelesen?
Ich weiß, für welches Amt ich mich bewerbe. Ich wollte meine Plakate mit Inhalten füllen. Ich hätte es als verpasste Chance gesehen, nur mein Gesicht und „Wähl Wlazny“zu plakatieren. So wird über diese Themen wenigstens gesprochen. Diese Wahl ist eine Personenwahl, natürlich braucht es da kein dezidiertes Programm. Aber so ist klar, wofür ich stehe.
Ist es das? Sie bleiben bei vielen Punkten vage und Details schuldig und verweisen auf Experten.
Ich habe meine Meinung zu Teuerung, Sanktionen und Energiewende klar kommuniziert. Habe ich für all diese Probleme eine Antwort? Na. Weil es hier keine einfachen Lösungen geben kann. Aber ich rege zum Nachdenken an. Vielleicht ist es einfach ungewohnt, wenn ein Politiker auf jene hören will, die sich tagtäglich mit diesen Dingen auseinandersetzen. Und das in einem Land, das so hochgradig wissenschaftsfeindlich ist wie Österreich. Das betrifft nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die Politik in einem Maße, dass einem schlecht wird. Wir müssen den Glauben an wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse wiederherstellen – das sage ich als Naturwissenschaftler. Dass man als Politiker nicht so tut, als wüsste man selbst alles besser, sehe ich als Stärke.
Wie erklären Sie sich diese Wissenschaftsfeindlichkeit?
Es ist oft leichter, komplexe Probleme einfach zu erklären und entsprechend einfache Lösungen dafür zu präsentieren. Aber nur, weils einfach ist, ist es nicht richtig.
Sie fordern einen Eignungstest für die Besetzung von Ministerämtern, doch auch bei den Kriterien dafür bleiben Sie vage.
Als Bürger beobachte ich seit langer Zeit, dass Ministerämter danach besetzt werden, welches Bundesland sich hier etwas wünscht. Eine Kommission könnte hier besser auswählen.
Bei der Besetzung einer solchen würde die Politik auch mitreden.
Aber es wäre ein Anfang. Ich hoffe, dass das irgendwann kommt. Ob von mir oder jemand anderem, ist mir gleich. Gerade in Krisenzeiten braucht es die tatsächlich besten Köpfe des Landes. Es wäre wichtig, diese nach fachlicher Eignung,
Visionen für das Amt und dessen Auslegung auszuwählen.
Würden Sie selbst ein solches Auswahlverfahren bestehen?
Ich würde mich dem auf jeden Fall stellen. Ob ich es bestehe, kann man vorher nicht wissen – wie bei vielen Prüfungen auf der Uni. Ich sehe mich im Moment aber ohnehin in der Rolle des Bundespräsidenten und nicht in der eines Ministers.
Ihr Wahlslogans lautet: Red’ ma drüber. Dennoch sind Sie gegen eine automatische Abstimmung im Parlament zu Volksbegehren mit über 100.000 Unterschriften. Wollen Sie das Volk dann doch nicht mitreden lassen?
Ja, ich bin gegen eine zwingende Abstimmung, weil wir sonst jede Woche über Dinge wie die Amtsenthebung des Kanzlers abstimmen. Weil den wechseln wir oft genug.
Werden Sie bei der nächsten Nationalratswahl antreten?
Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Ich blicke erst einmal in freudiger Erwartung auf den Wahlabend am Sonntag und darauf, dass um 17:05 Uhr Peter Filzmaier zu uns spricht. Was dann passiert, weiß niemand. Man könnte höchstens Gerda Rogers fragen.
Die wird Alexander Van der Bellen wählen, einen Steinbock.
Ich bin auch Steinbock, daran kann es nicht scheitern.