Haudegen hinter der Kamera
Gernot Gleiss (55) stellt als Fotograf sein Objektiv weltweit scharf. Derzeit Werke in Klagenfurt zu sehen.
Ein Seehund sitzt unbekümmert auf einem Felsen an der Küste Südafrikas. Um ihn perlt die Gischt, er aber ruht in sich. Das Bild hat all das, was aus einem Foto ein Kunstwerk macht – Tiefenschärfe, Perspektive, klare Proportionen und Konturen. Und dann noch einen kleinen Vermerk daneben, der auch einiges über den Fotografen aussagt: „Selfie“.
Urheber des – gedanklichen – Selbstporträts, das man aktuell in der Galerie in der Klagenfurter Hafenstadt sehen kann, ist Gernot Gleiss, 55-jähriger Fotograf aus Klagenfurt, der zwar immer noch hier beheimatet, aber längst auf der ganzen Welt daheim ist. „Dieser Seehund, der so im Moment lebt, ist das Abbild dessen, wie ich mich selbst sehe.“Lakonischer Nachsatz: „Oder vielleicht manchmal gerne wäre.“Z um Handwerk hat der Sohn zweier Gastronomen, die Eltern führten den Gasthof Lindenkeller und die Bäckerei Gleiss in Klagenfurt, über ein Kinderbuch gefunden. „Mich hat ,Die Kinderwelt von A bis
Z‘ unglaublich fasziniert, dieses Fremde. Da wollte ich auch so ein Haudegen werden, der die Welt dokumentiert.“
Mit 15 hat er sich – noch ohne eigene Kamera in der Tasche – die Theorie des Fotografierens beigebracht.
„Als ich endlich genug Geld für meine erste eigene Kamera hatte, wusste ich um sämtliche Techniken des Fotografierens.“Entsprechend unbekümmert hat er dann auch am letzten Tag der Ausbildung die Lehre zum Reisekaufmann hingeschmissen. „Der Name des Berufes hat nicht im Ansatz gehalten, was er versprochen hat.“
S tattdessen wurde er, über einen längeren Umweg als Gastronom mit eigenen Lokalen in Zell am See, schließlich
jener Haudegen, von dem er über dem Kinderbuch träumte. Seine Fotoreisen führten ihn etwa in die Mongolei, durch Indien und Sri Lanka.
A ber auch persönlich hat der Vater dreier Söhne eine Reise durchgemacht. War er als „Kind einer Motorsportfamilie“lange mit schnellen Autos unterwegs, so radelt er heute lieber eine Stunde mit dem Rad zu einem Shooting. „Man will sich halt auch anständig verhalten.“
Sein Geheimnis für ein gutes Bild: „Offen lächeln und auf die Leute zugehen.“Und dann wohl auch die Mühen, die er für Projekte auf sich nimmt. Demnächst bereist er etwa mit Komponist Karen Asatrian Armenien, um eine Symphonie zu bebildern.