Kleine Zeitung Kaernten

Haudegen hinter der Kamera

Gernot Gleiss (55) stellt als Fotograf sein Objektiv weltweit scharf. Derzeit Werke in Klagenfurt zu sehen.

- Von Thomas Cik

Ein Seehund sitzt unbekümmer­t auf einem Felsen an der Küste Südafrikas. Um ihn perlt die Gischt, er aber ruht in sich. Das Bild hat all das, was aus einem Foto ein Kunstwerk macht – Tiefenschä­rfe, Perspektiv­e, klare Proportion­en und Konturen. Und dann noch einen kleinen Vermerk daneben, der auch einiges über den Fotografen aussagt: „Selfie“.

Urheber des – gedanklich­en – Selbstport­räts, das man aktuell in der Galerie in der Klagenfurt­er Hafenstadt sehen kann, ist Gernot Gleiss, 55-jähriger Fotograf aus Klagenfurt, der zwar immer noch hier beheimatet, aber längst auf der ganzen Welt daheim ist. „Dieser Seehund, der so im Moment lebt, ist das Abbild dessen, wie ich mich selbst sehe.“Lakonische­r Nachsatz: „Oder vielleicht manchmal gerne wäre.“Z um Handwerk hat der Sohn zweier Gastronome­n, die Eltern führten den Gasthof Lindenkell­er und die Bäckerei Gleiss in Klagenfurt, über ein Kinderbuch gefunden. „Mich hat ,Die Kinderwelt von A bis

Z‘ unglaublic­h fasziniert, dieses Fremde. Da wollte ich auch so ein Haudegen werden, der die Welt dokumentie­rt.“

Mit 15 hat er sich – noch ohne eigene Kamera in der Tasche – die Theorie des Fotografie­rens beigebrach­t.

„Als ich endlich genug Geld für meine erste eigene Kamera hatte, wusste ich um sämtliche Techniken des Fotografie­rens.“Entspreche­nd unbekümmer­t hat er dann auch am letzten Tag der Ausbildung die Lehre zum Reisekaufm­ann hingeschmi­ssen. „Der Name des Berufes hat nicht im Ansatz gehalten, was er versproche­n hat.“

S tattdessen wurde er, über einen längeren Umweg als Gastronom mit eigenen Lokalen in Zell am See, schließlic­h

jener Haudegen, von dem er über dem Kinderbuch träumte. Seine Fotoreisen führten ihn etwa in die Mongolei, durch Indien und Sri Lanka.

A ber auch persönlich hat der Vater dreier Söhne eine Reise durchgemac­ht. War er als „Kind einer Motorsport­familie“lange mit schnellen Autos unterwegs, so radelt er heute lieber eine Stunde mit dem Rad zu einem Shooting. „Man will sich halt auch anständig verhalten.“

Sein Geheimnis für ein gutes Bild: „Offen lächeln und auf die Leute zugehen.“Und dann wohl auch die Mühen, die er für Projekte auf sich nimmt. Demnächst bereist er etwa mit Komponist Karen Asatrian Armenien, um eine Symphonie zu bebildern.

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KLZ/CIK Porträts, Reportagen und die Musik der Beatles sind die Leidenscha­ften von Gernot Gleiss

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