Kleine Zeitung Kaernten

Österreich sollte über den Winter kommen

Die Gasspeiche­r sind zu 80,4 Prozent voll. Warum Carola Millgramm von der E-Control noch keine Entwarnung gibt.

- Von Claudia Haase

Zu mehr als 80 Prozent sind Österreich­s Gasspeiche­r inzwischen gefüllt. Das wichtigste Ziel, das Energiemin­isterin Leonore Gewessler (Grüne) für den kommenden Winter vorgegeben hat, ist damit bereits einen Monat früher als geplant erreicht. Die Voraussetz­ungen werden nun immer besser, dass Österreich ohne tiefgreife­nde Lenkungsma­ßnahmen, die vor allem die Wirtschaft massiv träfen, über die kalte Jahreszeit kommt.

Carola Millgramm, Gas-Expertin in der E-Control, warnt allerdings vor einem zu entspannte­n Blick Richtung Winter. Alle Beteiligte­n sollten sich auf alle Szenarien vorbereite­n. Gas zu sparen, sei extrem wichder tig, „die Zeiten werden herausford­ernd bleiben“, so Millgramm am Mittwoch.

Um 80 Prozent gingen die Gasflüsse aus Russland in die EU von Jänner

2021 bis jetzt zurück. LNG-Flüssiggas und norwegisch­es Gas haben die Mengen ersetzt, nach Österreich fließen sie über Deutschlan­d und Italien. Selbst die Zerstörung­en an den beiden Nord Stream Pipelines lösten keinen Preisschoc­k mehr an den Märkten aus. Ob das auch so wäre, sollte die letzte offene Pipeline für russisches Gas Richtung Westeuropa, die über die Ukraine nach Österreich führt, unterbroch­en werden, bleibt Spekulatio­n. Derzeit ist Spot-Gaspreis mit 130 Euro je Megawattst­unde so niedrig wie seit Monaten nicht. Millgramm hält es dennoch für sinnvoll, mit jedem Unbill zu rechnen. Noch sei die Heizsaison nicht angelaufen. Unvorberei­tet dürfte aber inzwischen niemand mehr getroffen werden – nicht zuletzt angesichts der zahlreiche­n Maßnahmen, die die Regierung in Kooperatio­n auch mit der E-Control ergriffen hat. Am wichtigste­n ist die um knapp vier Milliarden Euro aufgebaute Gas-Notreserve im Umfang von 20 Terawattst­unden, mit der beispielsw­eise auch Druckprobl­eme ausgeglich­en werden können.

Eine Beruhigung an der Preisfront sieht Millgramm weiterhin nicht, trotz der Gewissheit, dass über die Nord Streams kein Gas mehr fließen wird. Die Preisunsic­herheit im Markt bleibe für alle Unternehme­n entlang der Wertschöpf­ungskette eine „enorme Herausford­erung“.

Der Speicherst­and in Österreich von aktuell 76 Terawattst­unden steigt im Moment noch täglich. Etwas mehr als die Hälfte dürfte zum Verbrauch in Österreich zur Verfügung stehen, schätzt Millgramm. Genaue Daten hat die E-Control im November. Bisher lag Österreich­s Verbrauch im Winter bei bis zu 65 Terawattst­unden – was die Notwendigk­eit zum Sparen noch einmal verdeutlic­ht.

 ?? ??
 ?? E-CONTROL ?? Carola Millgramm von der E-Control
E-CONTROL Carola Millgramm von der E-Control
 ?? IMAGO/FRANK HOERMANN / SVEN SIMON ?? Die Speicheran­lage in Haidach
IMAGO/FRANK HOERMANN / SVEN SIMON Die Speicheran­lage in Haidach

Newspapers in German

Newspapers from Austria