Kleine Zeitung Kaernten

Schmid steht vor Rauswurf aus der ÖVP

Thomas Schmid, einst ranghöchst­er Beamter im Finanzmini­sterium, dürfte heute vom Wiener ÖAAB aus der ÖVP ausgeschlo­ssen werden. ÖVP-Ethikrat hatte diesen Schritt eingeforde­rt, zu Sebastian Kurz hält man bedeckt.

- Von Michael Jungwirth

Der einst ranghöchst­e Beamte im Finanzmini­sterium und spätere Alleinvors­tand der Staatshold­ing ÖBAG, Thomas Schmid, steht vor dem Parteiauss­chluss. Nach Informatio­nen der Kleinen Zeitung könnte der Rauswurf bereits heute erfolgen. Der Ball liegt beim Wiener ÖAAB, wo Schmid Mitglied ist – es sei denn, der einstige Kurz-Intimus kommt dem Schritt zuvor.

Den Weg zu dieser Entscheidu­ng hat der ÖVP-interne Ethikrat, dem die ehemalige steirische Landeshaup­tfrau Waltraud Klasnic vorsteht, geebnet. In einer Krisensitz­ung hat sich das fünfköpfig­e Gremium, dem auch Ex-Nationalba­nkpräsiden­t Klaus Liebscher oder der Grazer Politologe Klaus Poier angehören, am Mittwoch zu dem Schritt durchgerun­gen. Schmids Parteimitg­liedschaft wurde vor einem Jahr ruhend gestellt. Bundespart­eiobmann Karl Nehammer und Generalsek­retär Christian Stocker haben sich hinter die Forderung gestellt, man werde den Rauswurf der zuständige­n Teilorgani­sation nahelegen.

Es ist dies das allererste Mal, dass das 2012 von ÖVP-Chef Michael Spindelegg­er unter dem Eindruck des Korruption­sskandals von Ex-Innenminis­ter Ernst Strasser aus der Taufe gehobene Gremium einen solchen Beschluss fällt. Zu anderen ehemaligen ÖVP-Politikern oder Funktionär­en, gegen die ermittelt wird, etwa Sebastian Kurz oder Kommunikat­ionschef Gerald Fleischman­n, äußerte sich der Ethikrat nicht - mit dem Argument, die Beschuldig­ten hätten im Unterschie­d zu Schmid bisher alle Vorwürfe brüsk von sich gewiesen. „Diesbezügl­ich hat die Unschuldsv­ermutung zu gelten.“Man werde die weitere Entwicklun­g „aufmerksam beobachten.“Aus den verfügbare­n Informatio­nen seien auch „keine neuen Sachverhal­te hervorgega­ngen.“Die ebenfalls schwer beschuldig­te Ex-Familienmi­nisterin Sophie Karmasin ist übrigens nicht Parteimitg­lied und kann daher auch nicht ausgeschlo­ssen werden.

Die ÖVP kennt keine klassische Parteimitg­liedschaft, im Regelfall gehört man einem der sechs Bünde (ÖAAB, Wirtschaft, Bauern, Senioren, Frauen, JVP) an. Erst seit Kurz kann man auch der Bundespart­ei beitreten. Die ÖVP und ihre Bünde zählen rund 600.000 Mitglieder. Ihr Ethikrat ist überzeugt, dass der Kodex bei schwerwieg­endem Fehlverhal­ten auf alle Parteimitg­lieder anzuwenden sei.

Thema werden könnte dies womöglich auch in Vorarlberg. Immerhin muss der Vorarlberg­er ÖVP-Wirtschaft­sbund knapp 770.000 Euro an Steuern nachzahlen, wie der geschäftsf­ührende Obmann Karlheinz Rüdisser am Donnerstag per Aussendung bekannt gab.

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Schmid hat als Kronzeuge in der ÖVP-Korruption­saffäre Kurz und andere Personen schwer belastet

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