„Alle hatten Lust darauf“
Michelle Hunziker ist auch morgen wieder an Gottschalks Seite.
Frau Hunziker, die Sonderausgabe von „Wetten, dass..?“im vergangenen Jahr hatte fast 14 Millionen Zuschauer. Hat Sie das überrascht?
MICHELLE HUNZIKER: Wir hatten vorher ja lange Zeit kein „Wetten, dass..?“mehr gemacht. Und so, wie das mit der TV-Unterhaltung heutzutage läuft, konnten wir uns natürlich keineswegs sicher sein, ob es überhaupt ein Erfolg wird. Dass die Sendung dann so erfolgreich war, hat uns natürlich gefreut. Wir hatten nicht geglaubt, dass das so einschlägt, da kann man schon einmal Samba tanzen.
Warum haben denn so viele Leute eingeschaltet?
Ich glaube, weil viele einfach Lust auf etwas hatten, was sie mit ihrer Vergangenheit verbindet, mit ihrer Jugend oder Kindheit. Es gibt ja nicht mehr so viel Unterhaltung im Stil von „Wetten, dass..?“, nicht nur im deutschsprachigen Raum, das gilt auch für Europa. So schöne Unterhaltung für die ganze Familie wie in dieser Sendung ist rar geworden, und deshalb hatten alle Lust drauf. Außerdem ist Thomas Gottschalk einfach ein sehr beliebter Entertainer, das hat sicher auch eine Rolle gespielt.
„Wetten, dass..?“ist Fernsehen von gestern. Das schafft Sehnsucht. Und deshalb geht einmal pro Jahr ein großes Publikum gern an Bord des ehemals größten Unterhaltungsdampfers.
Die Messlatte für die zweite Sondersendung liegt hoch. Sind Thomas Gottschalk und Sie dementsprechend nervös?
Thomas und ich sind da ganz altmodisch und vielleicht auch ein bisschen romantisch. Wir denken in erster Linie an den Ablauf der Sendung, dass alles so funktioniert, wie wir wollen, und weniger an die Zuschauerzahlen. Thomas und und ich sind vielleicht auch ziemlich lässig, was den Erwartungsdruck angeht. Aber glauben Sie nicht, dass er nicht nervös ist, bevor er auf die Bühne geht! Der Thomas ist sehr aufgeregt, wenn es losgeht. Das sieht man ihm vielleicht nicht an, aber ich merke das. Wir haben beide Lampenfieber, das gehört einfach dazu, das gehört zu unserem Job, und das kann man als emotionaler Mensch nicht unterdrücken.
ZAbendumindest zweimal geht’s noch: Morgen und an einem Samstag im November 2023 breitet Thomas Gottschalk seine Arme aus. „Wetten, dass ... ?“funktioniert heute nur noch als jährliches Event, der Samstag-Abend-Dinosaurier war bis zur Absetzung im Dezember 2014 stetig geschrumpft. Von bis zu 24 Millionen Sehern auf unter zehn Millionen (im ORF auf rund 500.000 Seher). Mit Markus Lanz als Gastgeber (2012– 2014) hatte die Show mehr Buchhalter-Atmosphäre als Glamour, aber auch schon unter Gottschalk waren die Einschaltquoten rückläufig.
Beim Comeback vor genau einem Jahr reichte man zwar nicht an die Bestwerte der 80erJahre heran. Aber dass man im ORF 1,2 Millionen und im ZDF knapp 14 Millionen Zuschauer anlocken konnte, lag wohl am Bedürfnis nach scheinbar besseren Zeiten, nach dem Gemeinschaftserlebnis von früher, wo man schon bei Erklingen der Eurovisionsfanfare wusste, was einen erwartet. Ein Format, das klare Abläufe hat: What you see is what you get. Mit Baggern, Buntstiften, Plattentellern, Vierbeinern. Kein Star musste sich jemals vor unbequemen Fragen fürchten; die erste Liga von Hollywood rauscht seit jeher ohnehin noch während der Sendung zum Flughafen ab.