Kleine Zeitung Kaernten

„Steigende Nervosität der westlichen Staaten“

Der serbische Präsident Aleksandar Vucˇ i´c über die Ursache der Spannungen und den Einfluss Deutschlan­ds.

- Christian Wehrschütz, Belgrad

Die Autokennze­ichen sind nur einer von mehreren Punkten, die zwischen Prishtina und Belgrad strittig sind. Basis der Beziehunge­n ist das Abkommen von Brüssel. Nach erfolgreic­hem Beginn gerieten die Gespräche ins Stocken. Nun boykottier­en die Kosovo-Serben die Institutio­nen dieses Staates. Warum? ALEKSANDAR VUCˇ IC´ : Der Rückzug aus den Institutio­nen des Kosovo erfolgte aus drei Gründen: Erstens wiederholt­e Regierungs­chef Albin Kurti ausgerechn­et beim Gipfel in Berlin, dass es keine Gemeinscha­ft serbischer Gemeinden geben werde und ihm egal sei, was 2013 bei der Brüsseler Vereinbaru­ng unterzeich­net worden sei. Der zweite Grund sind die neuen Autokennze­ichen, die Prishtina eingeführt hat, um die Menschen zu bestrafen. Das Dritte, und das hat das Fass zum Überlaufen gebracht, war die Ablöse des Polizeikom­mandanten der Region Nord, die nur durch die vier Bürgermeis­ter der Städte im Norden des Kosovo erfolgen darf.

Gibt es denn überhaupt keine tragfähige Gesprächsb­asis zwi

schen Ihnen und Regierungs­chef Albin Kurti in Prishtina?

Das Problem besteht darin, dass jemand sich nicht zusammense­tzen, verhandeln und Zugeständn­isse machen will. Jemand im Kosovo denkt, dass er Serbien provoziere­n kann, dass er eine Art neuer Selenskij werden und Serbien dazu verleiten kann, einen Fehler zu machen, damit sich die gesamte Nato gegen Serbien wendet.

Deutschlan­d will die KosovoFrag­e so rasch wie möglich lösen.

Deutschlan­d ist unser wichtigste­r Handelspar­tner und der größte Investor in Serbien. Deutschlan­d hat einen enormen Einfluss; sein Plan zum

Kosovo ist aus unserer Sicht sehr schwierig und teilweise einseitig, was die Unabhängig­keit des Kosovo betrifft. Es gibt Elemente, über die man sprechen kann, denn es ist wichtig, einen Kompromiss zu erzielen; doch eine Sache ist für uns unmöglich: Das ist die Mitgliedsc­haft des Kosovo in der UNO.

Und welche Gegenleist­ungen hat die deutsche Führung Serbien für eine Zustimmung zum Kosovo-Plan angeboten?

Die Antwort lautet: europäisch­e Perspektiv­e, doch nichts Konkretes dazu.

Spielt auch der Krieg Ukraine eine Rolle?

in der

Die Lage im Kosovo wird immer schwierige­r wegen der einseitige­n Aktionen durch Prishtina und der steigenden Nervosität eines Teils westlicher Staaten, die das Problem lösen wollen, damit Wladimir Putin nicht genügend Munition bekommt und sich auf diesen Präzedenzf­all berufen kann. Die Ansicht, dass der Kosovo ein Sonderfall ist, lässt sich nicht mehr aufrechter­halten.

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AFP „Einseitige Aktionen Prishtinas“: Aleksandar Vucˇ ic´

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