Kleine Zeitung Kaernten

Die Nebelgrana­te hat nicht wirklich gezündet

- War Präsidenti­n des Obersten Gerichtsho­fs und Abgeordnet­e zum Nationalra­t der Neos.

WEIrmgard Griss meint, die Debatte um die Menschenre­chtskonven­tion zeige, dass es unabhängig­e Medien brauche. ie wichtig unabhängig­e Medien sind, haben die letzten Tage gezeigt. Ohne sie wäre die Rechnung wohl aufgegange­n, durch die Forderung nach einer Änderung der Menschenre­chtskonven­tion vom Versagen in der Asylpoliti­k abzulenken. Vom Versagen auf nationaler und auf europäisch­er Ebene. Wobei das Versagen auf europäisch­er Ebene auch auf die Mitgliedst­aaten zurückzufü­hren ist. Denn sie müssen konkrete Maßnahmen umsetzen. Das reicht vom Grenzschut­z über eine Beschleuni­gung der Asylverfah­ren bis zu einer fairen Verteilung der Schutzsuch­enden.

Doch es gibt kaum ein Thema, das so stark emotionali­siert. Und sich damit gut eignet, Wählerstim­men zu maximieren. Das gilt besonders, wenn einfache Lösungen angeboten werden. Eine Änderung der Menschenre­chtskonven­tion und das Problem ist gelöst? Entweder macht sich dann niemand mehr auf den Weg oder jemand wird einfach an der Grenze abgewiesen? Dass Ersteres angesichts von Not, Elend und Krieg in vielen Gebieten der Erde völlig unrealisti­sch ist, muss nicht besonders begründet werden. Bleibt nur die zweite Möglichkei­t. Das bedeutet aber, den Schutz des Lebens und den Schutz vor Folter aufzuheben. Ein erstrebens­wertes Ziel? s ist der Berichters­tattung unabhängig­er Medien zu danken, dass die Nebelgrana­te „Änderung der Menschenre­chtskonven­tion“nicht wirklich gezündet hat. Medien können aber nur in dem Maß unabhängig sein, in dem die Journalist­innen und Journalist­en unabhängig und kompetent sind. Nur dann werden sie Sachverhal­te gründlich recherchie­ren und nach bestem Wissen und Gewissen berichten können. Umso verstörend­er ist die im Entwurf des Mediengese­tzes dokumentie­rte Absicht, eine staatliche Journalist­enausbildu­ng unter der Aufsicht des Kanzleramt­es einzuricht­en. Umso verstörend­er ist es, dass die Republik mit der „Wiener Zeitung“die älteste Tageszeitu­ng der Welt einstellen will. Wir brauchen nicht weniger Berichters­tattung unabhängig­er Medien, wir brauchen mehr davon – wenn uns der Erhalt der liberalen Demokratie ein Anliegen ist. Irmgard Griss

„Es gibt kaum ein Thema, das so stark emotionali­siert. Und sich damit gut dazu eignet, Wählerstim­men zu maximieren.“

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