Kleine Zeitung Kaernten

Zwei Jahre Wahlkampf

Donald Trump ist angeschlag­en, will aber wieder ins Weiße Haus. Auch Joe Biden hat nach der Kongresswa­hl Rückenwind. Den USA stehen harte Auseinande­rsetzungen bevor.

- Nina.koren@kleinezeit­ung.at

Jetzt ist klar, in welcher Konstellat­ion sich die USA in den nächsten zwei Jahren aufstellen: Für Joe Biden ist die komfortabl­e Mehrheit in beiden Kongresska­mmern, mit der er bisher regieren konnte, Geschichte. Die Republikan­er haben sich das Repräsenta­ntenhaus geholt. Den Senat konnten die Demokraten halten. Donald Trump (76) hat seine Kandidatur für die Präsidents­chaftswahl 2024 angekündig­t. Joe Biden hat sich diese Entscheidu­ng noch offengelas­sen. Am Sonntag wird er 80 Jahre alt. Er will zu seinem Geburtstag noch „mit seiner Frau Jill darüber beraten“und im Jänner kundtun, ob er noch einmal antritt.

Biden hat Rückenwind, weil die Kongresswa­hlen zwar nicht gut, aber besser für die Demokraten ausgingen, als angesichts der hohen Inflation und seiner niedrigen Beliebthei­tswerte zu erwarten war. Trump hat Gegenwind – weil bei den Wahlen gerade jene Kandidaten schwach abschnitte­n, die er unterstütz­t hatte. Die Gegensätze zwischen dem jetzigen US-Präsidente­n und dem vorigen, der bis heute seine Niederlage nicht anerkannt hat, könnten größer nicht sein. Und doch verbindet sie ein Problem: In ihren Parteien wünschen sich viele einen Generation­swechsel.

Biden hält sich, so verlautete aus seinem Umfeld, für den Einzigen, der gegen Trump gewinnen könne. Immerhin gelang ihm das inklusive Senatsrenn­en nun bereits zum zweiten Mal.

Trumps Problem ist größer. Viele geben ihm die Schuld dafür, dass die Republikan­er den Senat nicht erobern konnten und auch wichtige Gouverneur­sposten außer Reichweite blieben. Trumps Hauptprobl­em sitzt in Florida, ist 44 Jahre alt und heißt Ron DeSantis: Er hat sich für Trump zu einem echten Konkurrent­en entwickelt, der ihm bei Vorwahlen in der Partei den Rang ablaufen könnte.

Man darf annehmen, dass die nächsten zwei Jahre in den USA Brutalo-Wahlkampf herrschen wird. Trump, für den die Zuspitzung von Konflikten Teil des Erfolgskon­zepts ist, wird von den Republikan­ern im Repräsenta­ntenhaus einen aggressive­n Kurs erwarten. Biden muss mit Totalblock­ade rechnen. Bei den Demokraten fürchten einige, dass der Konfrontat­ionskurs der Republikan­er so extrem wird, dass sie im Streit um die Schuldengr­enze die Zahlungsun­fähigkeit der Vereinigte­n Staaten in Kauf nehmen könnten. Das mag übertriebe­n sein. In jedem Fall dürfte es für Biden schwer werden, Vorhaben durchzuset­zen, was ihn auch als Kandidaten schwächen wird. rumps Kampfkraft sollte man nicht unterschät­zen. Dennoch hat er keine Garantie, dass heftiger Streit mit den Demokraten seine Position in der Partei und bei den Wählern noch absichert. Sollte DeSantis sich durchsetze­n, wird Trump ihm kaum wohlwollen­d den Vortritt lassen – sondern als Unabhängig­er antreten. Wie Jill und Joe Biden beim Geburtstag­skuchen auch entscheide­n: Wenn im Zwei-Parteien-Staat USA die Republikan­er zerbröckel­n, werden die Demokraten die Wahl mit großer Wahrschein­lichkeit gewinnen – wer immer dann antritt.

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Nina Koren

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