Aufgedeckt: Falsche Polizisten saßen in Indien
Bundeskriminalamt deckte Bande auf, die sich als Interpol ausgab. Allein in Österreich rund 2,7 Millionen Euro Schaden.
Sie gaben sich als InterpolAgenten aus, riefen weltweit Menschen an und verwendeten meist denselben Schmäh: Die Identität des Angerufenen sei gestohlen worden, um das Schlimmste zu verhindern, müsse rasch Geld überwiesen werden. Am besten über das Internet in einer Kryptowährung.
In einer einzigartigen internationalen und pankontinentalen Kollaboration ist es der Polizei gelungen, dem InternetBetrug und der dahinterliegenden organisierten Kriminalität einen empfindlichen Schlag zu versetzen. Durch Ermittlungen des Bundeskriminalamtes (BK), Interpol und der indischen Polizeibehörde CBI wurde in NeuDelhi ein Callcenter ausfindig gemacht und zerschlagen, von dem aus weltweit Telefonbetrug begangen worden war. Der
Zugriff durch indische Behörden fand Ende September statt. In Österreich laufen die Ermittlungen noch. Denn allein hier war ein Schaden von rund 2,7 Millionen Euro entstanden.
Ein Opfer aus Österreich hatte im August die Ermittlungen ins Rollen gebracht, nachdem es einen Anruf eines vermeintlichen
Interpol-Agenten erhalten hatte. Das Opfer reagierte jedoch richtig und meldete den Vorfall auf einer Polizeiinspektion. Betrugsspezialisten des BK, die tagtäglich alle protokollierten Betrugsanzeigen in Österreich auswerten, wurden auf den Fall aufmerksam. Im Zuge der Ermittlungen stellte ein Informant dem BK höchst belastendes Video- und Audiomaterial aus diesem Callcenter zur Verfügung und die Spur der Telefonbetrüger konnte bis nach Indien zurückverfolgt werden.
„Seit der Zerschlagung des Callcenters sind die Anzeigen in Österreich von über 100 pro Woche auf null zurückgegangen, betont BK-Direktor Andreas Holzer. Bisher sind 1100 Anzeigen und 387 Opfer aus Österreich bekannt.