Sanierung der Schule wird Fall für den Anwalt
REPORTAGE. Ein „Pfusch am Bau“, das ist für die empörten Eltern und Lehrer die Sanierung der Volksschule Pörtschach.
Beim Eintreffen in der Volksschule Pörtschach ist es bereits dunkel. Im altehrwürdigen Gebäude, das seit Mai dieses Jahres für knapp vier Millionen Euro generalsaniert wird, schlägt den Besuchern der Geruch von frischer Farbe entgegen. Da jegliche Möblierung fehlt, wirken die weiß gestrichenen Gänge kalt. Auf dem Boden abgestellte Bauutensilien ergänzen das Bild. In dem Raum, wo die Schüler bald ihr Mittagsessen einnehmen sollen, haben sich am Mittwochabend rund 60 Eltern, Lehrer sowie einige Vertreter der Gemeindepolitik versammelt. Der Elternverein hat zu einer dringenden Sitzung geladen. Die Anwesenden sind unzufrieden, weil ein Ende der Bauarbeiten noch immer nicht in Sicht ist.
Elternvereinsobfrau Ana Adzaga spricht von „chaotischen Zuständen“. Zudem hat man Sicherheitsbedenken. Es geht um freiliegende Steckdosen und Stromkabel, einen nur mit Spanplatten gesicherten Liftschacht, notdürftig angeklebte – statt angeschraubte – Kästen in den Klassen oder frei zugängliche Sicherungskästen. Die Aula, das Herzstück der Sanierung, bleibt bis auf Weiteres geschlossen, weil die Sicherheit der Kinder nicht garantiert werden kann. „Ich stehe hinter meinen Kindern wie ein Stier. Aber mittlerweile sind wir Lehrer am Ende“, sagt Direktorin Sonja Stark. Dass noch kein schlimmer Unfall passiert sei, liege daran, dass die Kinder „wirklich brav sind“.
W ie Architekt Gerhard Kopeinig von der Arch+More Ziviltechnik GmbH der Kleinen Zeitung auf Nachfrage erklärt, sind die für den Schulbetrieb erforderlichen Arbeiten beendet und das Sanierungsgebäude von „der Dachschraube bis zum Fundament fertig. In einem Qualitäts- und Sicherheitsniveau, das den Standard übersteigt.“Die Arbeiten an Aula und Außenanlage habe man aufgrund der bekannten Probleme der Baubranche zurückgestellt. Bis zum endgültigen Projektabschluss und dem Vorliegen eines Endberichts wird es laut Kopeinig noch zwei Jahre dauern. Das sei bei einer Sanierung üblich.
„Die Sicherheitsbedenken sind unbegründet, aber die Eltern machen sich natürlich Sorgen, wenn sie gelbe Platten vor dem Liftschacht sehen“, sagt Kopeinig. Die angeklebten Kästen erklärt er mit der Innendämmung, bei der „man
nicht irgendwelche Schrauben nehmen könne.“Um die Kästen bis zur endgültigen Fixierung zu stabilisieren, rät er, in den unteren Bereich „etwas Schweres rein zu geben“und appelliert an die Aufsichtspflicht der Lehrer. leine Arbeiten, wie das Sichern von Steckdosen oder Verschließen von Kabeln, kann laut Bürgermeisterin Silvia Häusl-Benz (ÖVP) der Schulwart übernehmen, der seit Anfang November für 40 Stunden die Woche engagiert ist. Der Umbau ist für sie seit
Kder Sicherheitsbegehung im September im Übrigen abgeschlossen.
Lehrer und Eltern sehen das anders. Über 50 Punkte umfasst eine Liste mit offenen Punkten und baulichen Mängeln. Sie liest sich wie eine Folge der Fernsehsendung „Pfusch am Bau“und reicht von den bereits erwähnten Punkten über fehlende Möblierung, einen Wasserschaden an der Außenwand, defekten Türdichtungen, „optisch grauenhaften“Malerarbeiten bis hin zu einer Tafel, die direkt vor einem Fenster montiert wurde. „Ich nehme die Mängelliste sehr gerne entgegen“, sagt Kopeinig. Wer am Mittwochabend in der Schule war, weiß: Bei der Liste wird es nicht bleiben. An den Architekten soll im Namen des Elternvereins ein Anwaltsbrief ergehen, in dem er aufgefordert wird, die Sicherheitsproblematiken innerhalb einer gesetzten Frist zu beheben.