Kleine Zeitung Kaernten

Metamorpho­se einer Marke

Porsche ist bekannt für die besten Sportautos der Welt. Weit weniger weiß man über deren Bienen-, Ökostrom- und Biomasse-Projekte. Ist das Greenwashi­ng oder ein echter Wandel?

- Didi Hubmann, Mobilitäts­chef, über Porsches ungewöhnli­chen Weg in die Zukunft

Die Zeit von Porsche-Chef Oliver Blume schien vorbei, noch ehe sie richtig begonnen hatte. Seine Ankündigun­g auf Elektro-Mobilität zu setzen, stieß in den traditione­llen Porsche-Kreisen, na, sagen wir es politisch korrekt, nicht unbedingt auf Gegenliebe. Mit den neuen EU-Regularien zu den Abgasemiss­ionen war für Porsche der Schritt freilich alternativ­los. Bloß, dass Blume noch viel weiter gehen würde, war nur seinem engsten Kreis klar. Blume wollte kein Greenwashi­ng, sondern echten Wandel. Auf allen Ebenen. Von den Zulieferer­n bis zur Fabrik.

Heute, keine 5 Jahre später, wird das Bild klarer, auch, wenn noch Puzzlestei­ne fehlen. Wenn Anke Höller, die Umwelt- und Energieman­agementbea­uftragte bei Porsche erzählt, welche Maßnahmen sie vorschlägt und setzt, glaubt man auf einem Nachhaltig­keitssemin­ar der Grünen zu sein.

„Wir geben zum Beispiel Leitfäden für nachhaltig­es Bauen aus. Weil jeder Bauschritt umwelttech­nische Folgen zeitigt, werden diese mit eigenen ImpactPunk­ten bedacht, damit man bewerten kann, wie nachhaltig das Projekt ist.“Es fallen Sätze wie „Wasser ist das Gold der Zukunft“und Höller erklärt die

Maßnahmen, wie man den Wasserkons­um – der nicht nur Porsche trifft, dafür wird auch Tesla bei der neuen Fabrik in der Nähe Berlins immer wieder kritisiert – massiv reduziert und gleichzeit­ig die Abwässer so sauber macht, dass man sie einfach in der normalen Kanalisati­on entsorgen kann.

Bis 2030 will Porsche in den Werken in StuttgartZ­uffenhause­n und Leipzig die Umweltbela­stung um 95 Prozent reduzieren. Ein paar Blitzlicht­er auf die aktuellen Maßnahmen: Für die Auto-Produktion wird ausschließ­lich 100 Prozent Strom aus erneuerbar­en Energien eingesetzt. „War es wirtschaft­lich“, fragt Höller. Und gibt sich selbst die Antwort: „Nein, war es nicht.

Aber wir

konnten so seit 2017 jährlich mindestens 1500 Tonnen CO2 einsparen.“Es wird versucht, die Bahntransp­orte der Neufahrzeu­ge zwischen Zuffenhaus­en und Bremerhave­n mit regenerati­vem Grünstrom durchzufüh­ren. Am Standort Zuffenhaus­en erzeugt man Wärme mit eigenen Blockheizk­raftwerken, die CO2-neutral betrieben werden. Am Standort Leibnitz arbeitet ein Biomasse-Kraftwerk mit Holzabschn­itten, die an Straßenrän­dern abgeschnit­ten worden sind. „Keiner wollte die Abschnitte“, lächelt Höller. Überhaupt, Leipzig: Bienenvölk­er wurden ausgesetzt, Auerochsen grasen in freier Wildbahn. Auch in der Logistik setzt man erste Zeichen, Plastiktra­iler wurden durch Holz-PappeKonst­rukte ersetzt.

Freilich erkennt man auch blinde Flecken in der Öko-Bilanz. Die LG-Batterie-Produktion in Polen für die E-Autos sei CO2-neutral, heißt es. Diese Neutralitä­t ist aber über Zertifikat­e erkauft, weil Polen mit Strom aus Kohlekraft­werken arbeitet. Bei den Zulieferer­n erfolgt der Wandel außerdem langsamer. Auch sei nicht immer und überall grüne Energie verfügbar. In Leipzig denkt man weiter, Grüner Wasserstof­f soll in den Lackieranl­agen die Wärmeerzeu­gung übernehmen.

Übrigens: Oliver Blume ist inzwischen Volkswagen­und Porsche-Chef. Vom ersten E-Porsche Taycan (links)

wurden bereits über 100.000 Fahrzeuge produziert.

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Anke Höller, Umwelt- und Energiebea­uftragte bei Porsche: „War es wirtschaft­lich? Nein, war es nicht.“
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