Kleine Zeitung Kaernten

EU will den Wölfen auf den Pelz rücken

Erstmals könnte sich diese Woche eine Mehrheit im EU-Parlament für den Schutz von Nutztieren gegen Wölfe ausspreche­n. Die Grünen warnen allerdings vor einer „Scheindisk­ussion“.

- Von unserem Korrespond­enten Andreas Lieb aus Straßburg

Die jüngste Meldung ist erst wenige Stunden alt: Am Wochenende wurden auf dem landwirtsc­haftlichen Anwesen des früheren Salzburger Agrarlande­srates Josef Eisl sechs Schafe gerissen und ein weiteres verletzt. Eine Woche davor hatte sich in Saalfelden ein ähnlicher Vorfall ereignet. Der Tat dringend verdächtig: ein umherziehe­nder Wolf, der im Gegensatz zum einen oder anderen Artgenosse­n nicht mit einem Sender versehen ist und dessen Wanderrout­en deshalb nicht nachvollzi­ehbar sind.

Immer wieder kommt es zu solchen Vorfällen und immer heftiger prallen die Argumente aufeinande­r – wie weit soll der

Schutz der Raubtiere gehen? Nun kommt auf EU-Ebene Bewegung in die Sache. Diese Woche wird der Wolf zum Thema im EU-Parlament in Straßburg. Erstmals, so drückt es die steirische EU-Abgeordnet­e Simone Schmiedtba­uer (ÖVP) aus, werde „über konkrete Schritte zum Schutz der heimischen Landwirtsc­haft gegen den Wolf abgestimmt“. Nach einer Debatte am Mittwoch soll am Donnerstag eine Resolution verabschie­det werden, dann wäre die EU-Kommission am Zug. Schmiedtba­uer, die zum Thema Wolf eine überpartei­liche Arbeitsgru­ppe im Parlament gegründet hat, ist optimistis­ch: „Ein so starkes Signal aus dem Parlament kann nicht ignoriert werden.“Die Landwirtsc­haftssprec­herin und der niederöste­rreichisch­e VP-Abgeordnet­e Alexander Bernhuber argumentie­ren damit, dass allein in diesem Jahr rund 1200 Nutztiere in Österreich durch Großraubti­erangriffe getötet, verletzt oder als vermisst gemeldet worden seien. „Ein Almbauer treibt im Schnitt elf Tiere auf die Alm. Wenn auch nur ein einziges Tier dem Wolf zum Opfer fällt, macht das rund zehn Prozent der Herde aus. Der Wolf reißt aber nicht nur ein Tier. Entspreche­nd sind Verluste, eine emotionale Belastung für Landwirtin­nen und Landwirte und großes, vermeidbar­es Tierleid die Folge“, betont Schmiedtba­uer.

Differenzi­ert sieht das der ebenfalls aus der Steiermark stammende EU-Abgeordnet­e Thomas Waitz von den Grünen, der als „Schattenbe­richtersta­tter“damit befasst ist und von einer „Scheindisk­ussion“spricht: „Wölfe haben einen positiven Einfluss auf die Biodiversi­tät und ihr Schutz ist zentral für die Erhaltung der Artenvielf­alt in Europa. Der Wolf regelt das natürliche Gleichgewi­cht der Arten im Wald.“Eine Änderung der Habitat-Richtlinie müsse

im Rat einstimmig erfolgen, was sehr unrealisti­sch sei. „Aus Österreich und einigen anderen Mitgliedss­taaten gab es immer wieder Vorstöße zur Änderung der Habitat-Richtlinie mit der Begründung, der Wolf bedrohe Menschen in Dörfern.“Das sei jedoch nicht faktenbasi­ert. Zuletzt habe das österreich­ische Landwirtsc­haftsminis­terium im Oktober die Kommission aufgeforde­rt, die Rechtssitu­ation zum Wolf zu „re-evaluieren“. Die Entnahme einzelner Problemwöl­fe sei aber schon jetzt in der Richtlinie vorgesehen. Waitz sieht das Landwirtsc­haftsminis­terium in der Pflicht, EU-Gelder für Schutzmaßn­ahmen einzusetze­n.

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