Sie backen immer größere Brötchen
Erfolgsbäcker Martin Auer nimmt mit zwei neuen Filialen Klagenfurt verstärkt ins Visier. Taumberger eröffnet ein neues Geschäft in bester Lage.
Die Bäckerbranche ist heiß umkämpft: Während immer häufiger Bäckereien in finanzielle Nöte geraten, wie „Schieder Bäckerei“, „Kienzl GmbH“und erst vor wenigen Tagen die Moosburger Bäckerei „Marinitsch“, die ihre sechs Filialen schließen muss, backen die bekannten Namen „Taumberger“(Klagenfurt), „Martin Auer“(Graz) und „Wienerroither“(Pörtschach) immer mehr Brötchen. Letzterer muss seine Produktionsstätte vergrößern und zieht bis 2024 nach Moosburg. „Taumberger“und „Martin Auer“expandieren.
Taumberger eröffnet Ende November/Anfang Dezember seine sechste und voraussichtlich letzte Filiale am Domplatz im Herzen der Landeshauptstadt. „Wir machen alles per Hand, wenn ich noch größer werde, geht das nicht mehr“, sagt Christopher Taumberger.
Sein Erfolgsrezept in der Krise? „Qualität, Handarbeit, meine 35 Mitarbeiter, die zum Großteil über Jahrzehnte bei mir beschäftigt sind, und dass ich noch nie Schulden gemacht habe. Wir sind langsam gewachsen. Ich habe erst investiert, als ich das Geld gespart hatte.“
Seine Stromkosten konnte er durch eine Photovoltaik-Anlage, die er im Sommer am Dach der Produktionsstätte errichten ließ, eindämmen. Kopfzerbrechen bereiten Taumberger die Gas- und Mehlpreise. Ganz ohne Anpassung der Preise werde man im nächsten Jahr nicht auskommen. Bei der neuen Filiale am Domplatz, bei der es das gewohnte TaumbergerSortiment geben wird, wird es zudem eine Kooperation mit dem benachbarten Domcafé Loretto geben. „Es macht keinen Sinn, gleich nebenan noch ein Kaffeehaus zu eröffnen. Unsere Gäste bekommen den Kaffee vom Domcafé serviert und
deren Gäste kriegen dafür unsere Mehlspeisen.“
In der Sterneckstraße 1 und im Südpark werden hinter (noch) verschlossenen Türen gerade zwei neue „Martin Auer“-Filialen errichtet. Geplante Öffnung noch dieses Jahr. Nach der ersten Filiale in den City Arkaden kam am Alten Platz Anfang 2020 ein zweites Geschäft dazu. „Wir wurden in Klagenfurt herzlich willkommen geheißen und fühlen uns sehr wohl“, erfährt man aus dem Auer-Büro. Auch im Villacher „Atrio“ist der Grazer Bäcker bereits vertreten. „Dass wir gerade jetzt so viele Neueröffnungen zu stemmen haben, wo sich Krise und
Teuerung so verschärfen, ist eine Herausforderung“, sagt Martin Auer jüngst in einem Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Er ist aber entschlossen, diese zu meistern.
Seit Auer vor zehn Jahren entschieden hat, seine Produkte nicht mehr auch über Supermärkte zu vertreiben, hat die atemberaubende Entwicklung begonnen. Sein Filialnetz ist auf 42, der Personalstand von 150 auf 600 Mitarbeiter angewachsen. Er baut nicht nur Cafés mit urbanem Schick, sondern darin eben Regalmeter, die auch Grundlage für den Jahresumsatz von 35 Millionen Euro sind. Pro Tag zählen seine Registrierkassen 15.000 zahlende Gäste,
vor der Buddel und an den Tischen werden sich insgesamt mehr Menschen tummeln.
Was sagen die heimischen Bäcker dazu, dass der Grazer Erfolgsunternehmer Kurs auf Kärnten nimmt? „Dass man hier Marktpotenzial sieht und neue Standorte und Arbeitsplätze schafft, ist positiv zu sehen. Neben der Energiekrise führt auch der Preisdruck von Diskontern und zu wenig Nachwuchs eher dazu, dass es in Zukunft weniger Bäckereien in Kärnten geben wird. Um den Beruf beliebter zu machen, fehlen uns hier positive Beispiele, mehr junge Bäcker, die Neues gründen“, sagt Innungsmeister Martin Vallant.