Internetbetrug 2022: Das sind die größten Fallen
Die aktuelle Hitliste an Betrügereien, die heuer die Internet-Ombudsstelle beschäftigt hat.
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Anlagebetrug. Die Maschen der Betrüger sind selten schlagartig neu, wie der Leiter der Internet Ombudsstelle, Karl Gladt, betont. Was ihn beruflich beschäftigt, sind raffinierte Weiterentwicklungen bereits bekannter Betrugsformen. Nach wie vor auf der unrühmlichen Hitliste: betrügerische Investitionsplattformen und Kryptowährungsbetrug. „Das ist ein großes Thema mit großen Schadenssummen.“Sein Tipp für potenzielle Anleger: „Holen Sie über die Finanzmarktaufsicht Informationen zum Thema ein!“
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Fakeshops. Die Energiekrise war und ist ein guter Nährboden für Fake-Shops rund um das Thema „Energiekäufe“: Die Palette reichte, wie Gladt betont, vom Pellets-Angebot über Fotovoltaikanlagen bis hin zum Wechsel ganzer Heizsysteme. Wie man Fake-Shops erkennt? Den Shop zu googeln, um etwaige Erfahrungsberichte anderer abzurufen, ist für Gladt eine der besten Vorsichtsmaßnahmen.
Der Tipp mit dem Blick aufs Impressum gilt nach wie vor, aber: „Die Betrüger sind kreativ: Sie erfinden teilweise Adressen oder übernehmen die Daten von einem anderen legitimen Unternehmen.“Sogar Gütesiegel seien manchmal nur auf die Seite kopiert. Auf der Seite des Gütezeichens lasse sich aber leicht überprüfen, ob der Shop dort gelistet ist.
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Phishing. Ein Evergreen, der in den vergangenen Monaten auffällig oft in Gestalt von Mails daherkam, in denen die Adressaten aufgefordert wurden, bestimmte Zahlungsdaten (beispielsweise von Netflix) zu aktualisieren. „Man trägt seine Kreditdaten auf Phishing-Seiten ein, dann kommt eine SMS, dass man noch einen Code erhält, und am Ende hat man mit der Code-Eingabe seine Kreditkarte bei einem Apple Pay-Konto hinterlegt, mit dem die Betrüger in kürzester Zeit um Tausende Euros einkaufen“, erklärt Gladt. Das besonders Perfide an dem
Betrug: Die Käufe wurden letztlich mit starker bzw. Zwei-Faktor-Kundenauthentifizierung autorisiert (Passwort zum Apple Pay-Konto und z. B. Fingerprint für die Bezahlung auf dem eigenen Apple-Gerät der Betrüger). „Die Kreditkartenfirmen stehen dann auf dem Standpunkt, dass die Abbuchung legitim war.“Die Seiten sind derart gut gemacht, wie Gladt betont, dass es durchaus nachvollziehbar ist, dass Konsumentinnen und Konsumenten darauf hineinfallen.
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Love Scam. Das Wort bezeichnet einen Partnervermittlungsbetrug. Die Masche besteht darin, dass allgemein über das Internet oder bestimmte Partnerplattformen über Monate Beziehungen mit den Opfern aufgebaut werden. „Da geht es dann zum Beispiel um einen Arzt, den man nicht treffen kann, weil er derzeit im Ausland im Einsatz ist. Der Flirt geht über Monate, und dann kommt der Punkt, an dem einen die Person um Geld bittet, weil sie gerade in einer Notsituation ist. Oder man wird um kleine Gefälligkeiten gebeten, die im Endeffekt auf einen Bestellbetrug hinauslaufen“, schildert Gladt die Masche. Hier werde auf geschickte Art Vertraulichkeit aufgebaut, und der Wunsch nach einem Partner verstelle den Blick auf Warnzeichen, die es durchaus gibt. „Da steht eine wachsende Industrie dahinter.“Der Tipp zum Erkennen der „Liebesfalle“: Namen der Person im Internet suchen, angegebene Wohnorte und Arbeitsadressen prüfen. Immer im letzten Augenblick abgesagte Treffen sind ein Indiz für Betrug. 5
Chinesische Shops. Es mehrt sich das Angebot von deutschen Internetseiten, hinter denen in Wahrheit chinesische Shops stehen. Dabei entstehen den Kunden tendenziell nur Probleme, wie Gladt sagt. „Nicht bei Shops außerhalb der EU einkaufen!“