Dichterbriefe
„Wir wären ein Unheil
füreinander“, 19. 11.
Mit Bernd Melichar hat die Kleine Zeitung einen Kulturjournalisten zur Hand, der weit über das Übliche dieses Genres hinausreicht. Seine profunden Kommentare, seine poetische, filigrane Sprache und der Literatur entsprechenden Wertungen sind rare journalistische Schätze.
Und Glücksgriffe gelingen, wenn man Bücher erwirbt, die Melichar empfohlen hat. So auch die Dichterbriefe von Ingeborg Bachmann und Max Frisch, die ich mir für Weihnachten gewünscht habe. Die Leser werden vom umfassenden Kenner Melichar durch liebevoll heftige Jahre zweier bedeutender deutscher Dichterexistenzen geleitet und ohne Sensationslust auf eine fatale Vereinigung hingewiesen, die einer griechischen Tragödie ähnelt. Schon die ersten zwei Briefe der beiden zeigen, dass hier Literaten am Werk waren, die sich facettenreich ausdrücken konnten.
Übrigens: Im Zentrum der nun schon begonnenen Bachmann-Jubiläen befindet sich das Todesjahr 1973. Die überragende Lyrikerin Ingeborg Bachmann ist am 17. Oktober 1973 in Rom Opfer eines Wohnungsbrandes geworden. Dieses 50. Jubiläum wird noch ergänzt vom literarischen Durchbruch der Bachmann nach ihrer LYRIK-Lesung 1952 (also vor 70 Jahren!). Die Lesung war das Highlight ihres ersten Debüts anlässlich einer Tagung der „GRUPPE 47“in Niendorf an der Ostsee. Da gelang der Kärntner Autorin der große Durchbruch mit ihren Gedichten aus dem Zyklus „Die gestundete Zeit“. Für diese Dichtung erhielt Ingeborg Bachmann dann 1953 den begehrten Literaturpreis der GRUPPE 47.
Ilse Gerhardt, IG LITERATUR Kärnten