Im fließenden Klangmeer
„ceremony II“von Georg Friedrich Haas im Kunsthistorischen Museum faszinierte.
gehen? Stören die knarrenden Parkettböden nicht und die offenen Übergänge zwischen den Räumen? Das Konzert ist, was wir daraus machen.
Der eine mag sich im zentralen Kuppelsaal dem Sog dreier unterschiedlich gestimmter Klaviere zu je vier Händen überlassen, die mit sechs Trompetern im Stiegenhaus konkurrieren. Die andere streift durch die Hallen, kommt an eigenwillig gestimmten Harfen vorbei, trifft auf monoton trötende Fagotte und auf Schlagzeuger, die vor Papstporträts ihr Repertoire darbieten. Saxofone erzeugen fesselnde Reibungsflächen, ein rekonstruiertes historisches Arciorgano schwelgt in Harmonien, die Zinken nebenan im Gegenteil. Die Frage nach richtiger oder falscher Stimzuerst mung der Instrumente ist nach zwei Minuten hinfällig.
Wie ein Abbild der offenen Gesellschaft konzertiert das Orchester verstreut über das Haus und doch gemeinsam. Der vollendeten Kunst im abgegrenzten Rahmen des Museums setzt Haas sein fließendes Klangmeer entgegen, zusammengehalten von den Stoppuhren auf den Pulten. Die Abmischung überlässt der in New York lebende Grazer, der sich am Arm seiner Frau Mollena selbst durch die Wogen treiben lässt, uns.
„Und jetzt vier Stunden Applaus“, sagt ein betörter Zuhörer, als sich Haas im Kuppelsaal verneigt. Er hätte es verdient.
Thomas Götz Konzerttipp. Georg Friedrich Haas: „Iguazú superior, antes de descender por la Garganta del Diablo“für 1 bis 10 Klangwerke (inspiriert von den Iguazú-Wasserfällen in Südamerika). 26. 11., 20 Uhr, Museum für angewandte Kunst. Festival Wien Modern, bis 30. 11., wienmodern.at