Kleine Zeitung Kaernten

Ruf nach Bremse für Gaspreis wird lauter

Deutschlan­d bezuschuss­t Gasrechnun­gen für Haushalte und Unternehme­n. Das bringt auch Österreich unter Druck.

- Veronika Dolna

Ab 1. Dezember greift in Österreich die Strompreis­bremse: Alle Haushalte bekommen ab dann ein Grundkonti­ngent an Strom zu vergünstig­ten Konditione­n. Bei den ebenfalls steigenden Gaspreisen müssen Kundinnen und Kunden aber mit empfindlic­hen Preissteig­erungen rechnen. Anders in Deutschlan­d, wo ab März eine Gaspreisbr­emse greifen soll, die rückwirken­d schon für die Monate Jänner und Februar ausgezahlt wird. Das wird am Freitag im Bundesrat beschlosse­n.

Das setzt auch die österreich­ische Regierung zunehmend unter Druck. „Die türkis-grüne Regierung lässt die heimischen Haushalte und Betriebe im Stich“, sagt der stellvertr­etende SPÖ-Klubchef Jörg Leichtfrie­d. Auch FPÖ-Chef Herbert Kickl

eine Gaspreisbr­emse nach deutschem Vorbild: „Sonst drohen Betriebssc­hließungen, Massenarbe­itslosigke­it, Kaufkraftv­erluste und soziale Verwerfung­en.“

Deutlich wird auch die Wirtschaft­skammer: „Österreich muss rasch nachziehen“, heißt es dort. Österreich habe sonst einen massiven Wettbewerb­snachteil, vor allem in den Bereichen Papier, Zellstoff und Druck-Erzeugniss­e. „Österreich kann sich deutlich höhere Energiepre­ise als andere Nachbarsta­aten nicht leisten“, warnt WKO-Präsident Harald Mahrer: „Beim vorliegend­en Modell des Energiekos­tenzuschus­ses wird der EU-Beihilfera­hmen nicht voll ausgenutzt.“

In Regierungs­kreisen hört man die Rufe nach einer Gaspreisbr­emse, verweist aber auf bereits beschlosse­ne Maßnahmen: ebenjene Energiekos­tenzuschüs­se für Unternehme­n und die Strompreis­bremse für Haushalte.

Man diskutiere das Thema Heizkosten laufend, heißt es aus den zuständige­n Ressorts von Finanzmini­ster Magnus Brunner (ÖVP) und Energiemin­isterin Leonore Gewessler (Grüne). Im Gespräch ist, den Bezieherkr­eis des Heizkosten­zuschusses zu erweitern, der über die Bundesländ­er abgewickel­t wird.

Das Hauptargum­ent gegen eine Gaspreisbr­emse nach deutschem Vorbild: In Österreich würden nicht annähernd so viele Menschen profitiere­n wie in Deutschlan­d. Dort heizen in allen Bundesländ­ern zwischen einem und zwei Drittel aller Haushalte mit Gas. In Ösfordert

terreich hingegen sind Gasheizung­en nicht flächendec­kend verbreitet. Bundesweit werden nur 23 Prozent aller Heizungen mit Gas betrieben. Wer mit Öl, Kohle, Pellets oder Biomasse heizt, wird von der deutschen Gaspreisbr­emse nicht entlastet. In Kärnten wären das 97 Prozent aller Haushalte, in der Steiermark 92 Prozent. Hauptprofi­teur einer Gaspreisbr­emse wäre Wien, wo beinahe jeder zweite Haushalt mit Gas heizt.

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