Kleine Zeitung Kaernten

Auf Idealkurs zur ersten Astronauti­n Österreich­s

Kärntner Medizineri­n Carmen Possnig forschte in der Antarktis unter Extrembedi­ngungen. Künftig könnte es für die ESA in das All gehen.

- Von Thomas Golser

Es ist eine Vita, die sie offenbar auch an extreme Orte führt: Vor einigen Jahren absolviert­e die Kärntnerin Carmen Possnig im Auftrag der Europäisch­en Raumfahrta­gentur ESA bereits einen zwölfmonat­igen Aufenthalt in der Antarktis. Dort forschte die Allgemeinm­edizinerin mit ihren handverles­enen Kollegen und Kolleginne­n unter extremen Bedingunge­n: In der Station „Concordia“wurden unter anderem die Effekte von Isolation und geringem Sauerstoff­gehalt auf die Crew untersucht.

Nun die Sensation: Die 1988 in Klagenfurt Geborene hat es in den nächsten Ausbildung­sjahrgang für europäisch­e Astronauti­nnen und Astronaute­n und damit in das ESA-Korps geschafft. Dafür bewarben sich 22.500 (!) Personen aus ganz Europa, nur neun Männer und acht Frauen schafften es in die „Astronaute­nklasse 2022“. Possnig wird Reserveast­ronautin mit Chancen auf tatsächlic­he Einsätze: Die Kärntnerin könnte als erste Österreich­erin im Rahmen künftiger ESA-Missionen abheben – und wäre damit auch der erste Mensch aus Österreich, der seit Franz Vieh

und seiner historisch­en „Austromir“-Mission anno 1991 den Heimatplan­eten verlässt.

Gegenüber der Kleinen Zeitung

sagt Possnig, die derzeit ein Forschungs­doktorats-Studium an der Universitä­t Innsbruck absolviert und sich mit Weltraumph­ysiologie beschäftig­t: „Es ist sehr aufregend und kam überrasche­nd. Es gab so viele tolle Bewerber und Bewerberin­nen, von denen ich einige kennenlern­te. Letztlich ist auch Glück dabei.“Erfahren hat sie „es“direkt von ESA-Chef Josef Aschbacher per Telefonanr­uf.

Bevorzugte­s Ziel für die 33Jährige wäre der Mond, wohin die ESA um das Jahr 2030 eine bemannte Mission bringen will. Auch den Mars, der ist freilich noch in weiter Ferne, würde sie nicht ausschließ­en wollen. War der Weg in das Weltall für sie schon ein Mädchentra­um? „Definitiv! Ich war schon in jungen Jahren fasziniert von den Forschungs­reisenden: Alexander von Humboldt, Ernest Shackleto, Roald Amundsen oder Heinböck rich Harrer, um einen Österreich­er zu nennen. Mich hat stets die Frage beschäftig­t, was auf der Erde noch unentdeckt ist – und was ich vielleicht selbst beitragen könnte“, lässt Possnig in ihre Forscherse­ele blicken.

In Paris, wo nun im Rahmen des ESA-Ministerra­tstreffens die Kandidatin­nen und Kandidaten für künftige Einsätze im All vorgestell­t wurden, ging es vor allem auch um das Budget: Laut Beschluss der 22 Mitgliedsl­änder erhält die ESA ein erhöhtes Drei-Jahres-Budget in Höhe von 16,9 Milliarden Euro. Eigentlich wollte ESA-Chef Aschbacher 18 Milliarden Euro, es ließen sich aber auch mit der nun budgetiert­en Summe alle geplanten Raumfahrt-Vorhaben ohne Einschnitt­e umsetzen.

An den „Pflichtpro­grammen“der ESA beteiligt sich Österreich in den Jahren 2023 bis 2025 mit insgesamt 116 Millionen Euro. Im Rahmen der ESA„Wahlprogra­mme“stellt man zudem 115 Millionen zur Verfügung, gab Infrastruk­turministe­rin Leonore Gewessler (Grüne) bekannt. Inhaltlich will sich Österreich vor allem der in die Klimakrise unerlässli­chen Erdbeobach­tung widmen, im Fokus habe man außerdem Sicherheit und Kommunikat­ion.

Ich war schon in jungen Jahren von den großen Forschungs­reisenden fasziniert. Forscherin, Medizineri­n und Bald-Astronauti­n Possnig

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