Auf Idealkurs zur ersten Astronautin Österreichs
Kärntner Medizinerin Carmen Possnig forschte in der Antarktis unter Extrembedingungen. Künftig könnte es für die ESA in das All gehen.
Es ist eine Vita, die sie offenbar auch an extreme Orte führt: Vor einigen Jahren absolvierte die Kärntnerin Carmen Possnig im Auftrag der Europäischen Raumfahrtagentur ESA bereits einen zwölfmonatigen Aufenthalt in der Antarktis. Dort forschte die Allgemeinmedizinerin mit ihren handverlesenen Kollegen und Kolleginnen unter extremen Bedingungen: In der Station „Concordia“wurden unter anderem die Effekte von Isolation und geringem Sauerstoffgehalt auf die Crew untersucht.
Nun die Sensation: Die 1988 in Klagenfurt Geborene hat es in den nächsten Ausbildungsjahrgang für europäische Astronautinnen und Astronauten und damit in das ESA-Korps geschafft. Dafür bewarben sich 22.500 (!) Personen aus ganz Europa, nur neun Männer und acht Frauen schafften es in die „Astronautenklasse 2022“. Possnig wird Reserveastronautin mit Chancen auf tatsächliche Einsätze: Die Kärntnerin könnte als erste Österreicherin im Rahmen künftiger ESA-Missionen abheben – und wäre damit auch der erste Mensch aus Österreich, der seit Franz Vieh
und seiner historischen „Austromir“-Mission anno 1991 den Heimatplaneten verlässt.
Gegenüber der Kleinen Zeitung
sagt Possnig, die derzeit ein Forschungsdoktorats-Studium an der Universität Innsbruck absolviert und sich mit Weltraumphysiologie beschäftigt: „Es ist sehr aufregend und kam überraschend. Es gab so viele tolle Bewerber und Bewerberinnen, von denen ich einige kennenlernte. Letztlich ist auch Glück dabei.“Erfahren hat sie „es“direkt von ESA-Chef Josef Aschbacher per Telefonanruf.
Bevorzugtes Ziel für die 33Jährige wäre der Mond, wohin die ESA um das Jahr 2030 eine bemannte Mission bringen will. Auch den Mars, der ist freilich noch in weiter Ferne, würde sie nicht ausschließen wollen. War der Weg in das Weltall für sie schon ein Mädchentraum? „Definitiv! Ich war schon in jungen Jahren fasziniert von den Forschungsreisenden: Alexander von Humboldt, Ernest Shackleto, Roald Amundsen oder Heinböck rich Harrer, um einen Österreicher zu nennen. Mich hat stets die Frage beschäftigt, was auf der Erde noch unentdeckt ist – und was ich vielleicht selbst beitragen könnte“, lässt Possnig in ihre Forscherseele blicken.
In Paris, wo nun im Rahmen des ESA-Ministerratstreffens die Kandidatinnen und Kandidaten für künftige Einsätze im All vorgestellt wurden, ging es vor allem auch um das Budget: Laut Beschluss der 22 Mitgliedsländer erhält die ESA ein erhöhtes Drei-Jahres-Budget in Höhe von 16,9 Milliarden Euro. Eigentlich wollte ESA-Chef Aschbacher 18 Milliarden Euro, es ließen sich aber auch mit der nun budgetierten Summe alle geplanten Raumfahrt-Vorhaben ohne Einschnitte umsetzen.
An den „Pflichtprogrammen“der ESA beteiligt sich Österreich in den Jahren 2023 bis 2025 mit insgesamt 116 Millionen Euro. Im Rahmen der ESA„Wahlprogramme“stellt man zudem 115 Millionen zur Verfügung, gab Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne) bekannt. Inhaltlich will sich Österreich vor allem der in die Klimakrise unerlässlichen Erdbeobachtung widmen, im Fokus habe man außerdem Sicherheit und Kommunikation.
Ich war schon in jungen Jahren von den großen Forschungsreisenden fasziniert. Forscherin, Medizinerin und Bald-Astronautin Possnig