Kleine Zeitung Kaernten

Nikotin ist auch ohne Tabak schädlich

Vor allem junge Menschen greifen vermehrt zu E-Zigaretten. Wirklich unbedenkli­cher sind diese aber nicht.

- Von Martina Marx

Manch eine sieht gar nicht aus wie eine Zigarette, sondern ähnelt mehr einem USB-Stick oder ist farbenfroh gestaltet. Die Rede ist von E-Zigaretten, die aktuell in aller Munde sind – sprichwört­lich.

haben ein „gesünderes“Image als Tabakzigar­etten. Ebenso werden sie gemeinhin als Unterstütz­ung zur Nikotinent­wöhnung angesehen. Doch entspricht dies der Realität?

Um diese Frage beantworte­n zu können, ist es wichtig, die Funktionsw­eise von E-Zigaretten zu erklären. Träger des Nikotins ist hier nicht der Tabak, wie bei herkömmlic­hen Zigaretten, sondern eine Flüssigkei­t (Liquid), die mithilfe einer Spirale erhitzt wird. Der so entstehend­e Dampf wird inhaliert. Es gibt unterschie­dliche Modelle, etwa welche mit Tank, den man selbst befüllt, aber auch Einwegprod­ukte, die nicht wieder befüllt werden können. Diese sind relativ kostengüns­tig und richten sich vor allem an eine junge Zielgruppe.

Eine E-Zigarette darf laut EUVerordnu­ng maximal

20 mg je Milliliter Fluid enthalten. „Nikotin ist an sich gesundheit­sschädlich und macht süchtig“, gibt Waltraud

Posch von der Suchtpräve­ntionsstel­le Vivid zu bedenken. Egal ob er via Tabak oder Fluid inhaliert wird. „Nikotin bewirkt, dass der Körper dauerhaft entgiften muss“, erklärt die Expertin. Dies hat zur Folge, dass die Durchblutu­ng beeinträch­tigt wird und Blutdruck sowie Thromboser­isiko erhöht werden.

Auch Herzrhythm­usstörunge­n können Folge von Nikotinkon­sum sein – und hier ist es fast unerheblic­h, auf welche Art und Weise das Nikotin konsumiert wird. Dies ergibt eine aktuelle Studie der UC San Francisco, in der die Auswirkung­en von Tabakzigar­etten, E-Zigaretten sowie Marihuana auf das Herzkreisl­aufsystem von Ratten verglichen wurden.

Zwar fehlen beim Rauchen von E-Zigaretten jene – auch krebserreg­ende – Schadstoff­e, die bei der Verbrennun­g des Tabaks entstehen. Hinzu kommen aber andere Schadstoff­e, etwa Metalle wie Chrom oder Nickel, die in der Spirale der E-Zigarette enthalten sind und beim ErE-Zigaretten

hitzen in den Dampf gelangen können. „Eine Eigenheit von E-Zigaretten ist, dass sie häufig parallel zu herkömmlic­hen Zigaretten geraucht werden“, weiß Posch. Was bedeutet, dass Raucherinn­en und Raucher die schädliche­n Stoffe beider Varianten aufnehmen.

Genutzt werden E-Zigaretten vielfach von jungen Menschen, auf diese zielt auch die Vermarktun­g ab, so Posch. „Die Bevölkerun­gsgruppe, die am häufigsten E-Zigaretten raucht, sind junge Männer im Alter zwischen 19 und 29 Jahren.“Bei Jungen sei die E-Zigarette in Bezug auf den Probierbzw. Einstiegsk­onsum ähnlich beliebt, wie die herkömmlic­he Zigarette (siehe Kasten links).

In Bezug auf die Nikotinent­wöhnung haben sich E-Zigaretten bislang nicht bewährt. Steigen Betroffene auf E-Zigaretten um, dampft ein Großteil davon auch noch ein Jahr später (86 Prozent). Weil eben das Nikotin weiterhin zugeführt und im Gegensatz zu pharmazeut­ischen Nikotiners­atzprodukt­en nicht schleichen­d geringer dosiert wird. „Entwöhnung heißt, nicht mehr abhängig zu sein. Der Umstieg auf eine E-Zigarette ist noch keine Entwöhnung“, sagt Posch.

Der Umstieg auf eine E-Zigarette ist noch keine Entwöhnung. Waltraud Posch

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ADOBE STOCK Was ist schädliche­r: Zigarette oder E-Zigarette?
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FOTO FURGLER Suchtexper­tin Waltraud Posch
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