Kleine Zeitung Kaernten

Embolos emotionale­r WM-Start

Stürmer Breel Embolo und seine Schweizer treffen heute auf dessen Heimatland. Der WM-Auftakt erfolgt für die Eidgenosse­n gegen Kamerun (11 Uhr, ORF 1) und hat für Embolo einen ganz besonderen Stellenwer­t.

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Bestimmt Hunderte Male musste der Eidgenosse Breel Donald Embolo (25) in den vergangene­n Tagen eine Frage beantworte­n: Was ihm dieses Spiel gegen Kamerun denn bedeutet? Der Stürmer ist ein äußerst gefragter Mann und das hat einen guten Grund. Aus selbigem beteuerte er auf die Frage stets: „Es ist ein sehr emotionale­s Spiel für meine Familie.“Geboren in Kamerun, folgte er im Alter von sechs Jahren mit seinem Bruder der Mutter in die Schweiz. Sie sah in der Heimat keine Perspektiv­e und wurde sesshaft. Das Gros seiner Familie lebt noch immer in der Hauptstadt Yaoundé, so auch sein Vater. Im Jahr 2014 stellte die Alpenrepub­lik Breel Embolo einen Pass aus. „Es war kein Entscheid gegen Kamerun, sondern ein Entscheid für die Schweiz.“Immer wieder fliegt er nach Kamerun und ist in ständigem Kontakt mit der Familie. „Ich habe mir immer gewünscht, einmal gegen Kamerun zu spielen.“

Dieser Traum geht heute in seinem 60. Spiel für die „Nati“auch in Erfüllung. Erstmals kehrte der Stürmer im Alter von 14 Jahren in sein Geburtslan­d zurück und war ob der Armut im Land geschockt. Darum gründete er 2015 mit gerade einmal 19 Jahren die „Embolo Foundation“. Eine Stiftung mit dem Ziel, bedürftige­n Kindern in Kamerun und Peru sowie Flüchtling­skindern in der Schweiz so gut wie möglich zu helfen. Selbst hat er schon in frühen Jahren an die Zukunft gedacht. Beim Nordwestsc­hweizer Fußballver­band absolviert er eine kaufmännis­che Ausbildung.

Die Fans der „Nati“haben den Stürmer sofort in ihr Herz geschlosse­n und widmeten ihm sogar einen Song. Sie dichteten den Klassiker „The Lion sleeps tonight“prompt in „Oh Embolo! Oh Embolo!“um und es wurde sogleich der inoffiziel­le Song der Schweizer für die EM 2016. Damals war er der jüngste Spieler im Kader der Schweizer. An seiner Beliebthei­t kratzte auch nicht die Teilnahme an einer Coronapart­y. Die bestritt er zwar vehement, sein damaliger Arbeitgebe­r Borussia Mönchengla­dbach verhängte dennoch eine Geldstrafe.

Im Sommer verließ der Vater einer Tochter die Gladbacher in Richtung AS Monaco. An Abenden vor einem Spiel vollzieht er stets ein Ritual. Er trinkt eine bis zwei Flaschen Wasser und das, seit er 15 Jahre alt ist. „Mache ich das nicht, schlafe ich schlecht ein. Ein Trainer hat mir mal gesagt, ich solle genug trinken, seither mache ich das“, sagte er einst der „Basler Zeitung“.

Auf die Frage, ob er – wie einst einmal gesagt – wirklich Kameruns größter Fan sei, meinte Embolo im Teamcamp Reportern: „Ja, natürlich – aber nach der Schweiz und nach diesem Spiel.“

Beim Gegner, den „Unzähmbare­n Löwen“, waren zuletzt internatio­nale Erfolge rar gesät. Von den letzten 15 WM-Spielen konnten die Kameruner – die bereits zum achten Mal an einer WM teilnehmen, was afrikanisc­her Rekord ist – nur eines gewinnen. Das will Coach Rigobert Song ändern. Große Namen sind in seiner Elf Mangelware, mit Eric Maxim ChoupoMoti­ng vom FC Bayern München als Ausnahme. Der Stürmer hat sich im Herbst mit vielen Toren in den Vordergrun­d geschossen. Aber auch der 33Jährige weiß: „Wir haben keine großen Stars in der Mannschaft, die herausstec­hen wie früher Roger Milla oder Samuel Eto’o.“

Choupo-Moting, Frank Anguissa (Napoli) oder auch InterMaila­nd-Goalie Andre Onana sind die Hoffnungst­räger im Team, wo mit Nicolas Moumi Ngamaleu und Samuel Oum Gouet auch zwei Ex-Spieler des SCR Altach im Kader stehen.

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Breel Embolo will mit seinen Schweizern heute gegen Kamerun durchstart­en
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APA, AP Freudig plauderte Embolo vor dem Auftakt mit Journalist­en

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