Die Kraft aus der ersten Medaille
Teresa Stadlober startet am Wochenende in Ruka in die neue Langlauf-Saison. Olympiabronze gab der Salzburgerin trotz einer Verletzung Gelassenheit. Auch Mika Vermeulen hat nach Zahnproblemen in die Spur gefunden.
Sie liegt noch immer in dem offenen Schachterl auf dem Fernsehkasterl in ihrem Wohnzimmer. Genau da, wo Teresa Stadlober sie nach ihrer Rückkehr aus China hingelegt hat. „Ich schau’ sie mir gar nicht mehr so oft an“, sagt sie und lacht. „Ich weiß ja, dass ich sie habe und das ist schon ein gutes Gefühl.“Die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen hat der Salzburgerin Motivation, Kraft und auch Gelassenheit gegeben.
Letztere brauchte sie in diesem Sommer, der gar nicht nach Plan verlaufen ist. Im Mai zog sich Stadlober einen Haarriss im Schienbeinkopf und ein Knochenmarksödem zu. „Die Medaille hat mich etwas lockerer gemacht. Sie war eine große Genugtuung, hat mir auch bei der Verletzung geholfen“, sagt die 29-Jährige und fügt mit einem Lachen hinzu: „Vielleicht ist es aber auch mein Alter ... Es ist ja schon meine zehnte Weltcupsaison.“Zwei Monate konnte sie aber nur formerhaltend trainieren, fand erst im Juli wieder einen Rhythmus. „Ich war froh, dass ab August keine Schmerzen mehr da waren. Sicher hatte ich bis dahin Trainingsrückstand, aber ab da konnte ich gut trainieren.“
Am Wochenende geht Stadlober in Ruka erstmals in die Loipe, beim klassischen Start in den Weltcup. „Ruka ist für mich immer schwierig, denn ich brauche ein paar Rennen, bis ich voll drinnen bin – da kann ich noch so viele schnelle Einheiten im Training machen. Für mich ist es immer das schwierigste Wochenende, weil viele schon in Topform sind.“Dass Vater und Trainer Alois Stadlober im ÖSV zu den Langläufern gewechselt ist, brachte für die Tochter keine direkten Änderungen. „Er hatte vorhin ja auch einen Vollzeitjob – ich habe schon da 90 Prozent meiner Einheiten alleine absolviert.“
Um im Sommer bessere Reize zu setzten, war eine Trainingsgemeinschaft mit Deutschland geplant; im ÖSV-Kader fehlt die interne Konkurrenz. Doch die Verletzung änderte die Pläne. Die Stimmung im Kader sei gut, doch sehnt sich die Radstädterin nach einer stärkeren Kollegin. „Man kann sich besser weiterentwickeln, wenn man sich von Besseren etwas abschauen kann.“Bis zur WM in Planica Mitte Februar sollte die Form durch die Rennhärte aber wieder formidabel sein. „Dort um eine Medaille zu laufen, ist mein Ziel und die Tour de Ski wird quasi das Aufwärmen.“
Stadlobers neue während der Verletzung hätte auch Mika Vermeulen (23) in diesem Sommer gut gebrauchen können. Nach einer Coronainfektion marterte ein Weisheitszahn den ungeduldigen
Gelassenheit
Steirer. „Wenn du draußen jeden trainieren siehst, selbst mit Zahnweh auf der Couch liegst. Da schau’ ich mir an, wer ruhig bleibt und nicht nervös wird“, sagt er und fügt an: „Beim ersten Mal halt. Jetzt bin ich schlauer.“
Nachdem ihm der Zahn in seiner Wahlheimat Lillehammer gezogen wurde, kam das große Übel in der Höhe von Livigno. „Nach sieben Tagen hat sich die Wunde entzündet. Ein Zahnarzt hat alles aufgemacht und ohne Betäubung den Knochen abgenommen – die schmerzhaftesten 25 Sekunden meines Lebens.“Auskuriert zog Vermeulen einen guten, längeren Trainingsblock durch. „Meine Werte auf dem Laufband waren nach den letzten Trainingswochen gut. Aber ich wollte auf ein höheres Niveau kommen, das wird schwierig. So ehrlich muss man sein.“
Dennoch fühlt sich der Ramsauer vor dem Auftaktwochenende schnell, nur die Gewissheit fehlt ihm. „Wer sagt, dass zwei Monate richtig gut zu trainieren nicht reicht?“Bis zur Tour de Ski will der Wahl-Norweger „alles laufen“, danach intensiv am Feinschliff für Planica basteln. „Ich habe diesen Sommer gelernt, wie ich mit so einer Situation umgehen muss. Mein großes Ziel bleibt es, 2026 bei Olympia eine goldene Medaille zu holen. Es gibt keinen Grund, warum das nicht funktionieren soll“, stellt Vermeulen klar.