Kleine Zeitung Kaernten

Die Kraft aus der ersten Medaille

Teresa Stadlober startet am Wochenende in Ruka in die neue Langlauf-Saison. Olympiabro­nze gab der Salzburger­in trotz einer Verletzung Gelassenhe­it. Auch Mika Vermeulen hat nach Zahnproble­men in die Spur gefunden.

- Von Georg Michl

Sie liegt noch immer in dem offenen Schachterl auf dem Fernsehkas­terl in ihrem Wohnzimmer. Genau da, wo Teresa Stadlober sie nach ihrer Rückkehr aus China hingelegt hat. „Ich schau’ sie mir gar nicht mehr so oft an“, sagt sie und lacht. „Ich weiß ja, dass ich sie habe und das ist schon ein gutes Gefühl.“Die Bronzemeda­ille bei den Olympische­n Spielen hat der Salzburger­in Motivation, Kraft und auch Gelassenhe­it gegeben.

Letztere brauchte sie in diesem Sommer, der gar nicht nach Plan verlaufen ist. Im Mai zog sich Stadlober einen Haarriss im Schienbein­kopf und ein Knochenmar­ksödem zu. „Die Medaille hat mich etwas lockerer gemacht. Sie war eine große Genugtuung, hat mir auch bei der Verletzung geholfen“, sagt die 29-Jährige und fügt mit einem Lachen hinzu: „Vielleicht ist es aber auch mein Alter ... Es ist ja schon meine zehnte Weltcupsai­son.“Zwei Monate konnte sie aber nur formerhalt­end trainieren, fand erst im Juli wieder einen Rhythmus. „Ich war froh, dass ab August keine Schmerzen mehr da waren. Sicher hatte ich bis dahin Trainingsr­ückstand, aber ab da konnte ich gut trainieren.“

Am Wochenende geht Stadlober in Ruka erstmals in die Loipe, beim klassische­n Start in den Weltcup. „Ruka ist für mich immer schwierig, denn ich brauche ein paar Rennen, bis ich voll drinnen bin – da kann ich noch so viele schnelle Einheiten im Training machen. Für mich ist es immer das schwierigs­te Wochenende, weil viele schon in Topform sind.“Dass Vater und Trainer Alois Stadlober im ÖSV zu den Langläufer­n gewechselt ist, brachte für die Tochter keine direkten Änderungen. „Er hatte vorhin ja auch einen Vollzeitjo­b – ich habe schon da 90 Prozent meiner Einheiten alleine absolviert.“

Um im Sommer bessere Reize zu setzten, war eine Trainingsg­emeinschaf­t mit Deutschlan­d geplant; im ÖSV-Kader fehlt die interne Konkurrenz. Doch die Verletzung änderte die Pläne. Die Stimmung im Kader sei gut, doch sehnt sich die Radstädter­in nach einer stärkeren Kollegin. „Man kann sich besser weiterentw­ickeln, wenn man sich von Besseren etwas abschauen kann.“Bis zur WM in Planica Mitte Februar sollte die Form durch die Rennhärte aber wieder formidabel sein. „Dort um eine Medaille zu laufen, ist mein Ziel und die Tour de Ski wird quasi das Aufwärmen.“

Stadlobers neue während der Verletzung hätte auch Mika Vermeulen (23) in diesem Sommer gut gebrauchen können. Nach einer Coronainfe­ktion marterte ein Weisheitsz­ahn den ungeduldig­en

Gelassenhe­it

Steirer. „Wenn du draußen jeden trainieren siehst, selbst mit Zahnweh auf der Couch liegst. Da schau’ ich mir an, wer ruhig bleibt und nicht nervös wird“, sagt er und fügt an: „Beim ersten Mal halt. Jetzt bin ich schlauer.“

Nachdem ihm der Zahn in seiner Wahlheimat Lillehamme­r gezogen wurde, kam das große Übel in der Höhe von Livigno. „Nach sieben Tagen hat sich die Wunde entzündet. Ein Zahnarzt hat alles aufgemacht und ohne Betäubung den Knochen abgenommen – die schmerzhaf­testen 25 Sekunden meines Lebens.“Auskuriert zog Vermeulen einen guten, längeren Trainingsb­lock durch. „Meine Werte auf dem Laufband waren nach den letzten Trainingsw­ochen gut. Aber ich wollte auf ein höheres Niveau kommen, das wird schwierig. So ehrlich muss man sein.“

Dennoch fühlt sich der Ramsauer vor dem Auftaktwoc­henende schnell, nur die Gewissheit fehlt ihm. „Wer sagt, dass zwei Monate richtig gut zu trainieren nicht reicht?“Bis zur Tour de Ski will der Wahl-Norweger „alles laufen“, danach intensiv am Feinschlif­f für Planica basteln. „Ich habe diesen Sommer gelernt, wie ich mit so einer Situation umgehen muss. Mein großes Ziel bleibt es, 2026 bei Olympia eine goldene Medaille zu holen. Es gibt keinen Grund, warum das nicht funktionie­ren soll“, stellt Vermeulen klar.

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 ?? ?? Teresa Stadlober hatte im Sommer mit einem Haarriss und einem Knochenmar­ksödem im Schienbein­kopf zu kämpfen
Teresa Stadlober hatte im Sommer mit einem Haarriss und einem Knochenmar­ksödem im Schienbein­kopf zu kämpfen
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GEPA (2), APA Eine Weisheitsz­ahn-OP inklusive Entzündung machte Mika Vermeulen diesen Sommer zu schaffen

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