Wie ein Reifungsprozess Orters Sichtweise beeinflusste
Der Afritzer Philipp Orter (28) kämpfte sich zurück ins Weltcupteam. Seine Rolle als Familienvater ließ ihn reifen. „Ich bin viel lockerer.“
Der erste Kälteschock ist bewältigt. Mit minus 14 Grad wurden die heimischen Kombinierer vor einer Woche im finnischen Rovaniemi empfangen. Brennen ist allerdings inzwischen das Stichwort, denn der Weltcupauftakt in Ruka rückt in großen Schritten näher. Mit Philipp Orter steht ein Kärntner im achtköpfigen Weltcupaufgebot. Der 28-Jährige kämpfte sich vergangene Saison aus dem Continentalcup zurück ins Weltcupteam.
„Die letzte Saison war nicht so einfach, doch mein Durchhaltevermögen hat sich ausgezahlt, sodass ich dann in Oslo mein bisher bestes Weltcupresultat als Fünfter erreicht habe. Klar war eine Art Druck da, weil man liefern will, aber den hat man in jedem Job.“
Im Sommer spulte der Afritzer zahlreiche „Roll“-Kilometer ab und legte diesbezüglich eine gewisse Stabilität an den Tag. „Ich habe einen guten Kompromiss zwischen Ausdauerund Sprungtraining gefunden. Im Kraftbereich ist primär viel weitergegangen.“
Gesundheitlich kann Orter nach einem Leidensweg 2018 durchatmen. Nachdem ihn eine langwierige Borreliose sowie ein Drüsenfieber monatelang außer Gefecht gesetzt hatten, fand er in den letzten eineinhalb Jahren zurück in die Spur. Ein Reifungsprozess beeinflusste seine Sichtweise.
„Vor allem habe ich mich persönlich weiterentwickelt. Als Familienvater ändern sich bestimmte Prioritäten. Dazu kommt die jahrelange Erfahrung im Sport“, unterstreicht Orter, der nach seinem abgeschlossenen BWLStudium zu mehr Lockerheit gefunden hat. „Vom Gefühl her gehe ich gewisse Dinge unbeschwerter an.“
Chefcoach Christoph Eugen beteuert, dass sich sein Schützling auf der Schanze gefestigt hat. „Beim Sommer-GP war es noch nicht so auffällig, mittlerweile zeigt er immer mehr konstante Sprünge über eine längere Phase. Ich bin zufrieden mit seiner jetzigen Performance. Er wirkt viel ruhiger und entspannter als noch vor Jahren. Was vielleicht zuvor eine Schwäche war, hat er jetzt sehr gut gemeistert. Er hat seine Mitte gefunden. So schnell erschüttert ihn nichts.“
ist im Hohen Norden nahezu durchgetaktet. Von der Materialkontrolle über passende Anzüge, Tests hin zu Analysen und physischen Prozeduren ist alles dabei. Orter, der sich ein Zimmer mit Lukas Greiderer teilt, gönnt sich in der trainingsfreien Zeit Wirtschaftsfachbücher oder lässt sich von einem Golfspiel am Handy berieseln.
Das muss ab sofort warten, denn heute findet das offizielle Sprung- und Langlauftraining statt, bevor am Freitag der Ernst des Lebens beginnt. „Es wäre ein Fehler, über Platzierungen zu spekulieren. Ich lasse es auf mich zukommen. Ich fühle mich bereit und bin körperlich gut drauf.“