Eine Rückkehr mit Risiko
Warum Nehammer in Geheimaktion einen Kurz-Mann zurückgeholt hat.
Das muss man erst einmal zusammenbringen. Da flammt in der SPÖ der ewige Streit zwischen Pamela RendiWagner und Hans Peter Doskozil um den Migrationskurs und die Spitzenkandidatur auf (zum wievielten Mal eigentlich?), ohne auch diesmal gelöst zu werden, und es ist die ÖVP, die mit der Rückkehr von ExKurz-Kommunikationschef
Gerald Fleischmann für Schlagzeilen sorgt. „Ein solches Timing wäre Fleischmann nicht passiert“, ätzt ein ÖVP-Insider, der zu berichten weiß, dass die Entscheidung im engen Kreis gefallen ist. Auch ÖVP-Pressesprecher erfuhren von der Personalie aus den Medien.
Die Gründe für das Comeback des Burgenländers, der lang vor Kurz in der Parteizentrale gewerkt hat, liegen auf der Hand: Die ÖVP hängt in den Seilen, die Kommunikation verläuft suboptimal. Wenn die Türkisen nicht bald mehr Schlagkraft entwickeln, war’s das nach der nächsten Wahl mit der Kanzlerschaft. Das unnötige Hin und Her beim Schengen-Beitritt, die unklare Linie bei der Menschenrechtskonvention, der konfuse Umgang mit der Migration verwirrte sogar ÖVPWähler. Fleischmann ist ein Vollprofi, der zwar mit der Brechstange operiert, aber auch weiß, wie Medien funktionieren bzw. wie man die Botschaft an die Frau, an den Mann bringt. Was ihn interessiert, sind der Boulevard und die ZiB 1, alles andere ist Kür.
Dass Nehammer auf Fleischmann zurückgreift, obwohl die Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen ihn ermittelt, ist der tief in der ÖVP verankerten Überzeugung geschuldet, dass die WKStA eine politische Agenda verfolgt. Auch in St. Pölten, wo in zwei Monaten gewählt wird, wähnt man die ÖVP in der Opferrolle, allerdings, heißt es dort, sei die Personalie auch mit Risiken verbunden: „Was ist, wenn nach Weihnachten neue Fleischmann-Chats auftauchen?“In jedem Fall geht man in Niederösterreich auf Distanz und tritt am 29. Jänner mit der Bezeichnung „LH Johanna Mikl-Leitner – VP NÖ“am Stimmzettel an.