Ein Schweinestall zum Sauwohlfühlen
Das Schlagwort „Tierwohl“liest sich auf diversen Verpackungen im Supermarktregal mittlerweile vielfach. Aber was bedeutet Tierwohl im landwirtschaftlichen Alltag?
Wie schaut sie eigentlich aus, landwirtschaftliche Realität? Ort der „Realitätsbesichtigung“ist der Hof von Monika und Richard Loidl. Sie haben für ihre Schweine einen Tierwohl-Stall gebaut. Der heißt so, weil die Kriterien des „Mehr Tierwohl“-Moduls im AMA-Gütesiegel auch die Grundlagen für den Bau und die Ausgestaltung des Tierwohl-Stalls sind.
Tiergerechter Lebensraum.
„Mehr Tierwohl“-Haltungsbedingungen müssen es den Schweinen ermöglichen, bestmöglich ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuleben. Schweine bevorzugen es, ihren Bedürfnissen in unterschiedlichen Bereichen nachzugehen.
Richard Loidl: „Unsere Schweine haben doppelt so viel Platz wie in der herkömmlichen Haltung. Jede unserer Buchten, in denen sich jeweils rund zwanzig Tiere befinden, besteht aus drei Bereichen. Einen trockenen Liegebereich, einen praktischen Fressbereich und einen großzügigen Auslaufbereich.“
Funktionsbereiche. Die Liegefläche, der erste Bereich, ist trocken und mit Stroh eingestreut. Die Schweine haben dadurch die Möglichkeit sich auszuruhen. Zudem dient Stroh zum Wühlen. Den Tieren stehen noch Strohraufen zum Knabbern sowie weiteres „Spielzeug“, etwa Holzstücke, zur Verfügung. Im Fressbereich, dem zweiten Bereich, gibt es gentechnikfreies Futter. „Unsere Schweine bekommen mehrmals täglich ein vollwertiges Menü aus Mais und Getreide von unseren Feldern. Nur geprüftes Donau-Soja und eine Mineralstoff-/Vitaminmischung, die dem Futter beigegeben wird, kaufen wir zu. Zudem steht den Tieren jederzeit frisches Wasser zur Verfügung.“Der dritte Bereich ist der Auslauf.
Monika Loidl: „Unsere Schweine lieben es, ins Freie zu gehen. Bei jedem Wetter – ob Schnee, Regen oder Sonnenschein. Besonders in der warmen Jahreszeit liegen die Schweine gerne im Auslaufbereich, weil durch die Schlitze kühle Luft kommt. Damit sie dabei keinen Sonnenbrand bekommen, haben wir eine Beschattung eingerichtet“.
Mehr Aufwand, höhere Kosten.
Richard Loidl: „Mindestens zweimal täglich schaue ich nach dem Rechten. Ich schaue wie sich die Tiere verhalten, ob es kranke Tiere gibt, ob sich ein Tier verletzt hat? Der Betreuungstierarzt kommt regelmäßig vorbei. Zudem findet im Jahresintervall eine umfangreiche AMA-Tierwohlkontrolle statt.“Sozusagen die professionelle Version der Realitätsbesichtigung.
Zu dieser Realität gehört aber auch, dass das Mehr an Arbeit (z. B. durch das Stroh) und die höheren Kosten (teurerer Stallbau mit nur halb so vielen Tieren, kostenintensiveres Futter, höhere Betreuungskosten) einen Tierwohlstall wirtschaftlich wesentlich aufwändiger macht. Kein Problem. Es müssen nur noch jene 83 Prozent der Konsument*innen, denen es laut einer aktuellen MarketagentStudie wichtig ist, beim Einkauf auf Tierwohl achten.