Feministisches Kammerspiel
Ein starkes Stück: Katharina Köllers „Windhöhe“beeindruckt mit zwei Frauen, die sich wehren.
Spannend wie ein Krimi und aktuell wie die täglichen Nachrichten, poetisch und politisch zugleich: Katharina Köllers Zwei-PersonenStück „Windhöhe“ist ein feministisches Kammerspiel, das kurzweilig und unter die Haut gehend Aussteiger-Phatasien und gesellschaftliche Utopien verhandelt. Wie ein gutes Leben führen in einer gewalttätigen Welt, wie sich Autonomie bewahren in gesellschaftlichen Systemen, wie umgehen mit der Natur?
Johanna lebt alleine mit ihren Tieren hoch oben in den Karawanken. Sie hat sich vor dem lauten und oft gewalttätigen Leben der Menschen im Tal auf die „Windhöhe“zurückgezogen. Als plötzlich ihre Jugendfreundin Marie verletzt, blutend und Hilfe suchend in ihr Leben stürmt, ist da vorerst nur Ablehnung und Schweigen. Viel mehr als ein Notquartier für eine Nacht will ihr die Einsiedlerin nicht bieten. Sie schickt Marie zum Holzhacken, lässt sie Feuer machen, Ziegen melken und Wasser aus dem Bach holen. Nach und nach werden die beiden weiblichen Leben sichtbar: das von Marie als geschlagene, gedemütigte und beschimpfte Frau eines gewalttätigen Mannes. Und das der Aussteigerin Johanna als ungeliebtes und unverstandenes Kind, das besser mit Tieren als mit Menschen kommunizierte.
abgewetzter Fauteuil mit einer Puppe, eine Kiste mit Holz, zwei Blechkübel und ein paar Steine reichen dem jungen „TatWortTheater“und Regisseurin Susanne Draxler als Inventar für eine bildreiche Inszenierung voller Zwischentöne. Autorin Katharina Köller, die im kindlich-rosa Pullover das Gewaltopfer Marie verkörpert und Sandra Pascal als Zivilisationsflüchtling in Bergschuhen und Overall schaffen zwei berührende Psychogramme: Da ist Marie, die sich am Boden vor Angst zusammenkrümmt, als
Ein
sie glaubt ihren Mann kommen zu hören, dort Johanna, deren Seelen-Panzer in einem Unwetter Sprünge bekommt, als sie ihren ungebetenen Gast aus dem Sturm rettet: „Aber du musst dich beschützen lassen!“Das kann auch als Botschaft anlässlich der Aktionstage gegen Gewalt an Frauen und Mädchen verstanden werden, anlässlich derer die berührende Produktion nach ihrer Uraufführung in Villach im Klagenfurter Kulturraum „Ventil“gezeigt wird.
Mit der fein choreographierten Körpersprache der Darstellerinnen und dem klugen, teils kindlichen, teils schroffen Text entsteht ein vielschichtiger, rund 70-minütiger Dialog. Stark und unbedingt sehenswert!
Karin Waldner-Petutschnig „Windhöhe“: TatWortTheater im Kulturraum Ventil, (Kardinalplatz 1, Klagenfurt). Termine: 1./ 3./4. Dezember, 20 Uhr; Karten: via Mail an karten@tatworttheater.com oder via SMS Tel. 0677/64 06 16