Die Lockrufe des Lokführers
Der vida-Chef spielt bei Bahn-KV und Warnstreiks eine Schlüsselrolle.
Wollen Sie neuer ÖGB-Präsident werden?“– „Ich werd sicher nicht kandidieren, was ist das für eine Diskussion?“– Gegen Ende des spätabendlichen ZiB 2-Interviews war dann doch noch eine atmosphärische Weichenstellung zu beobachten. Zuvor hatte Roman Hebenstreit durchaus wortgewandt und betont ruhig – zumindest in der Tonalität – den überaus kontroversiell debattierten ganztägigen Bahnstreik verteidigt. Doch der 51-jährige Chef der zuständigen Verkehrsund Dienstleistungsgewerkschaft vida, der selbst nicht am heiß umfehdeten KV-Verhandlungstisch sitzt, wird seit Tagen als eigentlicher Drahtzieher des harten Kurses der Eisenbahnergewerkschaft vermutet. Auch deshalb, weil sich der gebürtige Oststeirer für das höchste Amt im Gewerkschaftsbund profilieren und positionieren wolle, wie – nicht nur medial – spekuliert wird. Von Spaltungsversuchen und Unterstellungen spricht hingegen der gelernte Maschinenschlosser und ÖBB-Lokführer Hebenstreit. „Meine Güte!“, entfährt ihm, als er auf kolportierte Karriereavancen angesprochen wird. „Was bin ich denn schon alles geworden oder wäre angeblich gerne gewesen?“, kontert er auf die Frage, ob er sich nun als ÖGB-Chef oder Vorsitzender der Sozialdemokratischen Gewerkschafter (FSG) in Stellung bringe. Man habe andere Sorgen, als „irgendwelche Pläne zu schnitzen, wer denn was wann wo wird“. Tatsächlich sind Personalspekulationen aber regelmäßige Begleiter seines zielstrebigen Werdegangs. 2018, im Jahr des letzten Bahn-Warnstreiks, wurde er sogar als möglicher neuer SPÖ-Chef gehandelt. Der verheiratete Vater eines Sohnes beschrieb sich einmal so: „Ich bin mehr an Themen als an Rollen interessiert.“Mit 21 wurde er Lokführer, ab 1997 war er Personalvertreter in der Steiermark, 2005 Zentralbetriebsrat der ÖBB Produktion. 2011 beerbte er Wilhelm Haberzettl als ÖBBKonzernbetriebsratschef. Wie es auch immer im verfahrenen KV-Streit weitergeht, Hebenstreit, „Gerechtigkeitsfanatiker“in Eigendefinition, bleibt dabei eine Schlüsselfigur.