Kleine Zeitung Kaernten

Keine Lobby für das Great Barrier Reef

UNO-Bericht empfiehlt erneut, das Great Barrier Reef auf die Liste der gefährdete­n Welterben zu setzen. Doch Australien­s Regierung blockiert diesen Vorstoß.

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Authority spricht von einem Anstieg von inzwischen 26 Prozent. Dies verlangsam­t das Wachstum der Korallen und macht sie anfälliger für Schäden. Zudem konnte die Wasserqual­ität nicht in dem Ausmaß verbessert werden, wie dies die Regierung im Bundesstaa­t Queensland, vor dessen Küste das Riff liegt, sowie die Bundesregi­erung in Canberra versproche­n hatten. Kritisch merkten die UN-Experten auch an, dass in der Region des Riffs nach wie vor „Kiemennetz­e“zum Einsatz kommen, die immer wieder auch Dugongs, Schildkröt­en, Delfine und verschiede­ne geschützte Haiarten töten.

Neben der Verringeru­ng von Sedimenten und dem Abfluss von Schadstoff­en aus der Landwirtsc­haft empfiehlt die Unesco in ihrem Bericht deswegen auch den Stopp der zerstöreri­schen Netze. In erster Linie fordern die UN-Experten aber nochmals ehrgeizige­re Klimaziele, die mit einem Stopp der Erwärmung bei 1,5 Grad Celsius vereinbar sind. Bisher hat sich die australisc­he Regierung unter dem Sozialdemo­kraten Anthony Albanese dazu verpflicht­et, die Emissionen bis 2030 43 Prozent unter das Niveau von 2005 zu drücken. Letzteres ist bereits eine deutliche Verbesseru­ng

verglichen mit den Zusagen der Vorgängerr­egierung. Doch laut Climate Analytics, einem internatio­nalen Institut für Klimawisse­nschaft und -politik, ist dieses Ziel nur mit einer Erwärmung von mehr als zwei Grad vereinbar. Um die Erwärmung bei 1,5 Grad aufzuhalte­n, müsse das Land seine Emissionen bis zum Jahr 2030 um etwa 74 Prozent reduzieren, heißt es.

Der aktuelle Bericht der Unesco bedeutet nicht automatisc­h, dass das Riff auf der sogenannte­n Roten Liste der gefährdete­n Welterben landen wird. Dies erfordert eine Abstimmung des Welterbe-Komitees. Die australisc­he Regierung machte bereits deutlich, dass sie gegen eine Aufnahme argumentie­ren werde. „Wir werden gegenüber der Unesco deutlich machen, dass es nicht nötig ist, das Great Barrier Reef auf diese Weise hervorzuhe­ben“, sagte Umweltmini­sterin Tanya Plibersek. Die Unesco habe Orte in der Vergangenh­eit als gefährdet eingestuft, wenn sie größere staatliche Investitio­nen oder größere staatliche Maßnahmen sehen wollte, doch mit dem Regierungs­wechsel sei beides nun geschehen, wird betont.

Tatsächlic­h hat die Labor-Regierung, die seit Mai des heurigen Jahres Australien­s Geschicke führt, die Ausgaben für das Great Barrier Reef in den vergangene­n Monaten nochmals deutlich erhöht: Bis 2030 hat Canberra insgesamt 1,2 Milliarden Dollar, umgerechne­t fast 775 Millionen Euro, für den Erhalt des Riffs zugesagt, das die Heimat von 1500 Fischspezi­es und 400 Korallenar­ten bildet.

Trotz dieser Zusage sollte der Unesco-Bericht für all diejenigen, die sich über das Riff informiert hätten, „keine Überraschu­ng“sein, wie der Korallenex­perte Terry Hughes meinte. Er fordert, wie etliche andere australisc­he Wissenscha­ftler auch, „dass Australien aus fossilen Brennstoff­en aussteigt“. Obwohl sich Forscher wie Hughes damit auf die Seite der UN-Experten schlugen, kursierten auf Twitter etliche Posts, die das tatsächlic­he Bild am Riff „aufzuhübsc­hen“versuchten. So kritisiert­en einige Kommentato­ren die UN-Delegation, indem sie auf einen Bericht von Anfang August verwiesen. Damals meldeten mehrere Medien, dass Forscher im Norden und im Zentrum des Riffs die höchste Korallenbe­deckung seit über drei Jahrzehnte­n gemessen hätten. Letztere Nachricht erwies sich leider als „trügerisch“, zumal es sich um wenige dominante Arten handelte, die nach einer Störung wie einer Massenblei­che schnell heranwachs­en. Diese Arten sind extrem anfällig und sterben meist binnen weniger Jahre.

Im vergangene­n Jahr konnte die damalige australisc­he Regierung unter dem nicht explizit als Umweltschü­tzer bekannten Ex-Premiermin­ister Scott Morrison eine Aufnahme des Riffs in die Rote Liste mit einer Blitzkampa­gne in letzter Sekunde verhindern. Die damalige australisc­he Umweltmini­sterin Sussan Ley traf binnen acht Tagen Entscheidu­ngsträger aus 18 Ländern persönlich oder virtuell. Zusätzlich lud man internatio­nale Diplomaten zum Schnorchel­trip ans Great Barrier Reef ein. Diese Lobbyarbei­t funktionie­rte offenbar: Eine Aufnahme auf die Liste wurde danach prompt abgelehnt.

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