Kleine Zeitung Kaernten

„Es steht viel auf dem Spiel“

Dass Olaf Scholz dem chinesisch­en Staatskonz­ern grünes Licht gab, sorgt für Ärger: „Cosco hat nun in allen wichtigen Häfen im Nordosten Europas Anteile“.

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Deutschlan­ds China-Politik und der Einstieg des Staatskonz­erns Cosco am Hamburger Hafen lösen auch bei seinen Nachbarn Ärger aus. Der niederländ­ische Botschafte­r ließ kürzlich jede diplomatis­che Zurückhalt­ung vermissen. Man müsse die Rolle ausländisc­her Investitio­nen „neu überdenken“, sagte Ronald van Roeden. „Wir müssen Alleingäng­e vermeiden“. Europa erlebe „die Grenzen des offenen Wirtschaft­ens“.

Das sind völlig neue Töne aus den Niederland­en. Aber mit Blick auf die China-Politik der deutschen Bundesregi­erung und den Einstieg des Staatskonz­erns Cosco als Minderheit­saktionär am Terminal Tollerort des Hamburger Hafens gibt sich der Partner in Den Haag doch etwas verstört.

Handelsexp­erte und ChinaKenne­r Frans-Paul van der Putten vom Clingendae­l-Institut in Den Haag präsentier­te kürzlich seine neue Studie zu den Niederland­en als zentralem Umschlagor­t im europäisch­en Handel und zu Chinas Einfluss auf die europäisch­en Seehäfen. Er listet auf: Chinas Staatsreed­erei Cosco ist auch am Rotterdame­r Hafen beteiligt, ebenso wie an den belgischen Seehäfen Zeebrügge und Antwerpen. Am Duisburger Hafen sowieso und nun auch in Hamburg. „Damit hat Cosco in allen wichtigen Häfen im Nordosten Europas Anteile“, heißt es in der Studie.

Das Fazit, das van der Putten zieht: „Es steht so viel auf dem Spiel: Wir müssen jetzt Vorsichtsm­aßnahmen ergreifen.“

Und, weil Kanzler Olaf Scholz verlauten ließ, Hamburg müsse Cosco binden, sonst ziehe die Reederei zu europäisch­en Konkurrent­en weiter, stellte van der Putten klar: „Deshalb ist eine europäisch­e Strategie ja so wichtig.“

Jacob Gunter vom MercatorIn­stitut für Chinastudi­en betont, der Staatskonz­ern dominiert in China sowohl Binnenschi­fffahrt als auch Seehäfen und den Warenumsch­lag von Schiff zu Schiff. „Cosco bedient alles“, so Gunter. Er warnt vor dem Einfluss des Staatsbetr­iebs in der europäisch­en Hafen-Infrastruk­tur: Langfristi­g berge das Unternehme­n daher „ein Wettbewerb­sund Abhängigke­itsrisiko.“

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