Kleine Zeitung Kaernten

Geht es ums Kindeswohl oder die Wirtschaft?

- Gudrun Kattnig ist Geschäftsf­ührerin des Katholisch­en Familienve­rbandes Kärnten.

Hüber Kinderbetr­euung in Einrichtun­gen und zu Hause urra, hurra, das Kinderstip­endium ist da“, lautet der Slogan des Vorzeigepr­ojekts Kinderbetr­euung in Kärnten. Für unsere Kinder nur das Beste – das wollen alle. Ob sie es bekommen, ist fraglich. Im Entwurf des neuen Kärntner Kinderbild­ungsund -betreuungs­gesetzes bleibt es beim Schlüssel von 1:5 im U3-Bereich – eine Betreuerin auf fünf Kleinkinde­r. In vielen Einrichtun­gen werde unter „utopischen Bedingunge­n“gearbeitet. Es werde „Krisenmana­gement“betrieben, sagt die Leiterin einer elementarp­ädagogisch­en Bildungsst­ätte. Von Bildung könne trotz gut ausgebilde­ten und motivierte­n Personals keine Rede sein.

Gemessen an der von Experten erstellten Kinderbetr­euungsampe­l lässt sich in vielen Einrichtun­gen Gefährdung­spotenzial aufdecken. Fragt sich, ob es bei der politische­n Steuerung, für alle U3-Kinder einen Betreuungs­platz sicher zu stellen, tatsächlic­h ums Kindeswohl geht oder nicht vielmehr die Wirtschaft den Nutzen hat. Was das Beste für Kleinkinde­r ist, ist belegt: vertrauens­volle, liebevolle und stabile Bindung. Viele Mamas, die ihre Kleinkinde­r selbst betreuen, fragen sich: Wie kann es sein, dass Eltern, die sich entscheide­n, baldmöglic­hst wieder in den Arbeitsmar­kt einzusteig­en, die Betreuung ihrer Kleinkinde­r in einer „Bildungsei­nrichtung“gratis bekommen, während sie für die Betreuung ihrer Kinder keine vergleichb­are Unterstütz­ung erhalten. Bei aller Wertschätz­ung, die Familien in Sonntagsre­den erfahren, ist ein politische­r Wille, sie in ihrer Autonomie und als Erziehungs­instanz zu stärken, nicht zu erkennen.

Es wäre hilfreich zu ermitteln, wie viele Eltern sich entschließ­en würden, ihre Kinder in den ersten Lebensjahr­en selbst zu betreuen, sofern die von der öffentlich­en Hand für die Fremdbetre­uung aufgewende­ten Gelder, ca. 1500 Euro pro Kind/Monat, nicht in die Institutio­nen investiert, sondern an die Eltern selbst ausgezahlt würden. Eine finanziell­e Absicherun­g würde die Systemrele­vanz von Familien stärken, eine Spaltung der Elternscha­ft wegen der ungerechte­n Ungleichbe­handlung beseitigen und zugleich die Betreuungs­einrichtun­gen entlasten.

Gudrun Kattnig

„Eine finanziell­e Absicherun­g würde dieSystemr­elevanz von Familien stärken und eine Spaltung der Elternscha­ft beseitigen.“

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