Die immer Erste
Französin leitet heute als erste Frau ein WM-Spiel der Männer.
Der Pfiff, der heute um 20 Uhr im katarischen Al Khor ertönt, markiert Fußball-Geschichte. Er wird der Pfeife Stéphanie Frapparts entkommen, die als erste Frau ein Spiel der FußballWeltmeisterschaft der Männer leiten wird. „Ich war die erste weibliche Schiedsrichterin in Frankreich, die erste in Europa, jedes Mal die Erste“, sagte die 38-Jährige in einem Interview mit „The Athletic“vor der WM, „ich weiß, damit umzugehen.“
Als erste Frau leitete sie 2014 ein Spiel in Frankreichs zweithöchster Spielklasse, 2019 dann in der Ligue 1. „Sie ist der beste Referee in der Ligue 2“, sagte der ehemalige Orleans-Profi Pierre Bouby in jenem Jahr. „Sie hat eine leise Stimme, aber sie hat Charisma und Persönlichkeit. Sie ist diplomatisch, man kann mit ihr reden. Sie versucht nicht, sich selbst ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu stellen. Ihr geht es nur darum, was das Beste für das Spiel ist.“
2020 leitete die 1,64 Meter große Nordfranzösin erstmals ein Spiel in der Champions League der Männer, schon 2021 wurde sie für die Europameisterschaft nominiert, kam aber nicht zum Einsatz. Heute (20 Uhr, ORF 1 live) pfeift sie bei der WM das Duell zwischen Costa Rica und Deutschland – mit den Linienrichterinnen Neuza Back (BRA) und Karen Diaz Medina (MEX) an ihrer Seite. Angetrieben hat Frappart immer nur sie selbst, denn Vorbilder hatte sie keine: „Ich bin kein Mann, ich kann keinem von ihnen folgen.“
In Katar wurden auch noch Salima Mukansanga aus Ruanda und Yoshimi Yamashita aus Japan als Hauptschiedsrichterinnen nominiert – zum Unverständnis des ehemaligen Spitzenreferees Urs Maier, der sie für zu schwach für die WM hält. „Ich habe in Europa 30 Schiedsrichter, die viel stärker sind als Frappart: Ja, da nehme ich doch nicht die Nummer 31 oder 32 mit, wenn ich nur zwölf europäische Schiedsrichter nominieren darf.“Frappart hingegen weiß: „Wenn sie dich auf diesem Level nominieren, ist es, weil du die Qualität dafür hast. Du bist hier, weil du es verdienst.“